Corona: Diakonie kritisiert Unterbringung von Geflüchteten
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Hannover. Angesichts der Corona-Pandemie hat die Diakonie in Niedersachsen die derzeitige Unterbringung von Geflüchteten in Gemeinschaftsunterkünften oder Landeseinrichtungen kritisiert. Die Menschen seien auf engem Raum und häufig in Mehrbettzimmern untergebracht und nutzten Küche und Bad gemeinsam, sagte Vorstandssprecher Hans Joachim Lenke am Dienstag in Hannover. Der Aufruf zum "Social Distancing" laufe in denjenigen Unterkünften ins Leere, in denen die Raumgröße keinen Spielraum hergebe.
Wenn die Unterbringung entzerrt werde, reduziere sich auch das Infektionsrisiko, und die Menschen würden vor Quarantäne-Maßnahmen geschützt, betonte der Diakonie-Chef. Die Einzelunterbringung müsse, ähnlich wie bei den Saisonarbeitern, zur Vorgabe werden.
Eine Quarantäne könne schwerwiegende Folgen für die psychische Gesundheit geflüchteter Menschen haben, warnte Lenke. "Man darf nicht übersehen, dass Quarantäne-Maßnahmen Geflüchtete oft deutlich mehr belasten als Menschen ohne Fluchterfahrung." Das Aufstellen von Sicherheitspersonal an den Eingängen wecke unangenehme Erinnerungen, die die Menschen in ihren Herkunftsländern mit der Polizei und militärischen Akteuren gemacht hätten. Dazu könne die stark beschränkte Bewegungsfreiheit einen traumatisierten Menschen mit Flashbacks und Gefühlen von Ausgeliefertsein und Ohnmacht belasten.
In anderen Bundesländern seien in die Infektionszahlen unter Flüchtlingen in Gemeinschaftsunterkünften im drei- bis vierstelligen Bereich, sagte Lenke. Um einen solchen Ausbruch in Niedersachsen zu verhindern, müsse die Art der Unterbringung neu bedacht werden.
In Niedersachsen war es in den vergangenen Woche in unterschiedlichen Gemeinschaftsunterkünften in Ehra-Lessien bei Gifhorn und in Hannover zu zahlreichen Infektionen mit dem Coronavirus gekommen. Am Dienstag meldete die Stadt Wolfsburg eine Neuinfektion aus einer Flüchtlingsunterkunft. In Bremen stand die Erstaufnahme-Einrichtung für Flüchtlinge im April komplett unter Quarantäne. Dort hatte es mehr als 130 Corona-Infektionen gegeben.