Startseite Archiv Nachricht vom 01. Juni 2020

Das Pfingstwunder erlebt aktuell eine Bewährungsprobe

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Hannover. Landesbischof Ralf Meister hat auf die einigende Kraft des Pfingstfestes hingewiesen. Jesus spreche alle Sprachen der Welt, sagte er am Sonntag in der hannoverschen Marktkirche. "Jesus spricht in unserer Muttersprache und wir antworten ihm darin. Das haben Menschen zu Pfingsten begriffen, oder besser: Dieses Ereignis hat sie ergriffen." Diese in der Pfingstgeschichte geschilderte gemeinschaftliche Erfahrung erlebe zurzeit allerdings eine Bewährungsprobe.

"Wir versuchen in unseren Gemeinden, aber auch in der ganzen Gesellschaft, unter den Begriffen Solidarität oder Nachbarschaftshilfe eine Gemeinschaft zusammenzuhalten, die bedroht ist. Und die sich auch selbst als bedroht erlebt", erläuterte Meister. Die Menschen kämpften in diesen Tagen darum, dass aus der Corona-Krise "nicht die einen als Starke oder Gewinner herauskommen und die anderen als Versehrte, Einsame, Verlorene zurückbleiben".

Für ihn sei Pfingsten deshalb auch eine Geschichte, die die Menschen mahne, betonte Meister bei seiner ersten öffentlichen Predigt in einer Kirche seit Beginn der Corona-Krise. Nicht der Junge, der Gesunde, der Laute werde erhört, sondern alle versuchten eine Sprache zu finden, die von Zuneigung und Liebe, von Trost und Hoffnung spreche: "Es gibt einen Geist, der die Gemeinschaft beauftragt, aufmerksam zu hören, was der andere sagt und zu versuchen zu verstehen."

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen
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Landesbischof Ralf Meister. Bild: Jens Schulze/Landeskirche Hannovers

Aufruf zu Solidarität

Leitende Theologen aus Niedersachsen haben an Pfingsten zu Dialog, Gemeinsinn und Zusammenhalt in der Corona-Krise aufgerufen. Der schaumburg-lippische Landesbischof Karl-Hinrich Manzke sagte in einer Videobotschaft: "Aus Erstarrung darf Bewegung und muss Bewegung werden." Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier habe kürzlich in einer Ansprache zur Corona-Krise die Bitte geäußert, dass die Menschen nicht in Angst erstarren.

Die Pfingstgeschichte biete Hinweise, was jeder selbst tun könne, um aus einer Erstarrung hin zu einer lebendigen Bewegung zu kommen. Dort heiße es, die Menschen seien beieinandergeblieben und hätten die Bitte geäußert, dass aus ihrer Angst und Erstarrung Bewegung werde. "Das beides scheint wichtig zu sein auch in diesen Tagen für unsere Gesellschaft und natürlich auch für die Kirche - dass wir beieinanderbleiben und die Kraft der Bitte, des Gebetes finden."

Der Oldenburger Bischof Thomas Adomeit lobte die Kreativität der Kirchengemeinden und der Gesellschaft, mit der Corona-Pandemie umzugehen. In den vergangenen zehn Wochen habe sich gezeigt, was wirklich wichtig sei und was die Gesellschaft trage, sagte er in einer Video-Aufzeichnung aus der evangelischen Jugendkirche St. Paulus in Delmenhorst. Es gelte nun zu bewerten, was sich aus den Erfahrungen der vergangenen Wochen zu bewahren und auszubauen lohnt. "Wenn wir die derzeitige Situation betrachten, ahnen wir, dass es ein einfaches Zurück in die alte Normalität allerdings nicht geben wird."

Mit Blick auf die Zukunft rief der braunschweigische Landesbischof Christoph Meyns in einer Video-Andacht dazu auf, sich von Gedanken der Liebe, der Kraft und der Besonnenheit leiten zu lassen. Darin zeige sich der Geist Jesu, der Menschen Trost und Zuversicht gebe, im Leben wie im Sterben und über den Tod hinaus: "Wer sich im Inneren gehalten und getröstet weiß, der ist frei zu sehen, was seine Mitmenschen von ihm brauchen, damit es ihnen gut geht."

Er wünsche sich sehr, dass die Menschen sich berühren lassen vom Geist der Barmherzigkeit und der Nächstenliebe, sagte Meyns. "Auf dass wir Gutes über das Leben denken und fühlen, über uns selbst, über die Welt und unsere Mitmenschen, und dass wir davon inspiriert Gutes tun, wo immer wir können." Das sei es, worauf es in diesen Monaten der Corona-Pandemie ankomme, "dass wir einander unterstützen und helfen, privat, aber auch als Gesellschaft, und das nicht nur in Deutschland." Der Geist Jesu kennt keine Grenzen. Er gelte allen Menschen ohne Unterschied.

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen