Startseite Archiv Nachricht vom 07. April 2020

HkD-Tipp: Verschwörungstheorien in der Corona-Zeit durchschauen

Die Darstellung der Archivmeldungen wird kontinuierlich verbessert. Sollten Sie Fehler bemerken, kontaktieren Sie uns gerne über support@systeme-e.de

Hannover. Pastor Jürgen Schnare, Referent für östliche Religionen und Weltanschauungsfragen im Haus kirchlicher Dienste sieht die Verschwörungstheorien in der Corona-Zeit als eine Herausforderung, auch für den christlichen Glauben und hat Empfehlungen zusammengestellt, wie wir damit im Alltag umgehen können:

Das Corona-Virus ist nicht nur eine Gefahr für die Gesundheit, es erschüttert Gesellschaften und setzt das Miteinander von Menschen und Staaten einer Prüfung aus. Ein Beispiel dafür sind Verschwörungstheorien und Fake-News, die jetzt grassieren. Mal sind es die Chinesen, mal die Amerikaner, die Schuld am Virus und seiner Verbreitung sein sollen. Oder man beschuldigt andere dunkle Mächte, die angeblich die Macht auf dem Planeten an sich reißen wollen. Wo die Welt noch undurchsichtiger und unsicherer scheint als bisher, helfen scheinbare Wahrheiten, die Durchblick und Sicherheit versprechen. Gleichzeitig verstärken sie die Unsicherheit, Ängste werden geweckt und Vertrauen in die Wahrheit wird zerstört.

Verschwörungstheorien erkennen und hinterfragen

Nun sind Verschwörungstheorien nichts Neues. Ein Blick in die Geschichte zeigt uns, dass der Glaube daran früher viel verbreiteter war als heute. Erst in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg wurden sie vor allem in den USA und in Europa geächtet. Dennoch sind sie nicht ausgestorben. Der Kennedy-Mord, die Mondlandung oder der 11. September 2001 waren der Anlass für viele Verschwörungstheorien. Mit dem Internet haben die Möglichkeit ihrer Verbreitung und der Vernetzung der Anhängerinnen und Anhänger von Verschwörungstheorien zugenommen. Mittlerweile haben viele Menschen den Eindruck, dass der Glaube daran wieder wächst. Geben wir Verschwörungstheorien tatsächlich mehr Raum, dann drehen wir das Rad der Geschichte zurück. Dann gerät die offene Gesellschaft, die wir bislang erlebt haben, unter Druck. Wie das vor sich geht, können wir in einigen Ländern Ost-Mitteleuropas beobachten.

Die verheerendste Verschwörungstheorie der Geschichte ist die antisemitische Grunderzählung, die Juden strebten die Weltherrschaft an. Sie hat zu unzähligen Opfern geführt und besonders das 20. Jahrhundert und die deutsche Geschichte bestimmt. Leider hat christlich geprägter Antisemitismus wesentlich dazu beigetragen. Darum sind wir besonders herausgefordert, etwas dagegen zu tun. Denn bislang sind weder der Antisemitismus noch die damit verbundene Verschwörungstheorie verschwunden. Aber auch die neuen Entwicklungen fordern eine Antwort!

Christlichen Glauben stärken

Im Zusammenhang mit der Corona-Krise lässt sich erleben, dass auch christliche Kreise Verschwörungstheorien und Fake-News verbreiten. Manchmal wird von göttlichen Strafen gesprochen, mal ist das Weltende nahe. Dann ist wieder alles gar nicht so gefährlich, aber die Feinde des Glaubens nutzen die Krise für ihre Zwecke. So werden gefährliche Tendenzen verstärkt.

Außerdem wird damit der christliche Glaube verkehrt. Der Apostel schreibt im 2. Brief an Timotheus: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ (2. Timotheus 1,7) Das gilt es zu bewahren in Zeiten der Krise angesichts der vielfältigen Gefahren, angesichts von Krankheit und Leid. Die Antwort des Glaubens gegenüber den vielen falschen Nachrichten und Behauptungen lautet: In der von Gott geschenkten Kraft des Vertrauens mit Liebe und Besonnenheit von Tag zu Tag leben und handeln!

Öffentlichkeitsarbeit im HkD
Juergen Schnare_Kirche zu Hause_portrait
Pastor Jürgen Schnare ist Referent für östliche Religionen und Weltanschauungsfragen im Haus kirchlicher Dienste. Foto: Jens Schulze