Startseite Archiv Nachricht vom 31. März 2020

Töne der Hoffnung in Corona-Krisenzeiten

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Burgdorf. Die Einschränkungen infolge der Corona-Krise betreffen auch die Posaunenchöre, allein im Bereich des Posaunenwerks Hannover sind dies etwa 600 mit insgesamt rund 12.000 Bläserinnen und Bläsern. Derzeit müssen sowohl gemeinsame Proben als auch Einsätze unterbleiben. Doch damit wollte sich Wolfgang Gerts (Burgdorf) nicht abfinden.

Seine Idee: Mitglieder von Posaunenchören spielen an unterschiedlichen Orten allabendlich um 18.45 Uhr ein bestimmtes Abendlied. Und zwar vom Balkon, aus dem Fenster oder im Garten. „Wir möchten unseren Nachbarn auf die Weise eine Freude machen“, sagt Gerts, „ihnen Mut machen, dass sie auch in ihrer räumlichen Isolation nicht allein stehen“. Nicht zuletzt soll die Aktion zum Mitmachen animieren, gern auch mit anderen Instrumenten oder auch Gesangsstimmen.

Der ehemalige Obmann des hannoverschen Posaunenwerks, selbst Bläser in gleich zwei Posaunenchören, ließ sich von einer Ideenbörse inspirieren. Seit dem 18. März verschickt er nun täglich seinen Liedvorschlag samt Notenhinweisen an rund 100 Mailadressen, darunter etliche Posaunenchöre. Auf seiner Homepage lassen sich Bläsersätze herunterladen. Zudem teilt der begeisterte Posaunenbläser hier auch Reaktionen, die ihn mittlerweile aus dem ganzen Land erreichen.

Martina und Wolfgang Gerts_Abendlied Posaunen_Corona
Martina und Wolfgang Gerts beim Blasen eines Abendliedes vor ihrem Haus in Burgdorf. Foto: Dethard Hilbig

„Ich bin Bläserin des Posaunenchores aus Hüllhorst-Oberbauerschaft und spiele jeden Abend seit Beginn der Aktion mit meiner Posaune auf der Terrasse“, lautete etwa eine Nachricht aus Nordrhein-Westfalen. „Eine alte Dame rief extra an, um sich für den musikalischen Beitrag zu bedanken“, berichteten Bläser aus Walsrode. Für Burgdorfs Kreiskantor Martin Burzeya lässt die abendliche Aktion „Töne der Hoffnung“ erklingen.

Dabei ist es Wolfgang Gerts wichtig, dass die Lieder allgemein bekannt sind, Kindergarten- und Schultraditionen aufnehmen. So standen bislang unter anderen „Abend wird es wieder“, „Die Blümelein, sie schlafen“ und „Müde bin ich, geh zur Ruh“ auf dem Programm. Damit solle das Wiedererkennen erleichtert werden, so Gerts. 18.45 Uhr sei die ideale Zeit eines Gute-Nachtliedes für Kinder, die anschließend ins Bett gebracht werden, begründet er seine Wahl. Außerdem werde so die Konkurrenz mit den Heute-Nachrichten vermieden.

Dass der bekannte Kirchenmusik-Komponist Traugott Fünfgeld aus Offenburg die Aktion gewürdigt hat, macht Wolfgang Gerts besonders stolz. Nicht minder freut ihn die Anregung eines Bläsers aus Cuxhaven: „Ich finde, wir sollten auch nach Corona diese abendlichen Ständchen beibehalten.“

Auch Marianne Gorka vom Posaunenwerk Hannover freut sich über Initiativen wie das tägliche Abendlied-Blasen. „Die Musik der Posaunenchöre verstärkt nicht nur unseren Jubel, sie trägt auch durch schwere Zeiten und Situationen hindurch“, betont die Landespastorin für die Bläserarbeit in der Landeskirche.

Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis Lüneburg
Posaune_St Pankratius
Die St. Pankratiuskirche spiegelt sich im Trichter eine Posaune. Im Kirchenkreis Burgdorf entstand die Idee zum täglichen Blasen eines Abendliedes. Foto: Martin Burzeya