Ein Telefonat zu Corona... mit Pflegeheim-Leiter Marco Battmer
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Marco Battmer ist Leiter zweier Pflegeheime in Hannover und versucht seine Mitarbeiter und Bewohner bestmöglich vor dem Corona-Virus zu schützen. Im Telefon-Interview erzählt er von Stille, aber auch neu entdeckter Solidarität.
Guten Morgen Herr Battmer, wie ist die Lage in Ihren Häusern?
„Derzeit ist es ruhig, ruhiger als sonst. Wir haben schon vor einer Woche ein Besuchsverbot verhängt, um die Bewohner zu schützen – das bedeutet auch, dass die vielen Externen, die Veranstaltungen oder Tagungen in unserem Badenstedter Heim besuchen wollen, nicht mehr kommen. Sonst treffen sich in der großen Halle Vereine zu ihren Sitzungen oder Alleinstehende zum Mittagstisch - das fällt nun alles weg. Man muss sich erstmal an diese Stille gewöhnen.“
Was bedeutet das für die Bewohner, wie können sie sich ablenken?
„Innerhalb der Häuser versuchen wir etwas Unterhaltung zu erhalten, dass zum Beispiel beim Essen, wo ohnehin alle beisammensitzen, musiziert wird. Das Frühlingsfest aber mussten wir leider absagen. Wir erklären die Situation immer wieder und die meisten Bewohner*innen haben auch Verständnis für die Schutzmaßnahmen. Dass sie ihre Angehörigen erstmal nicht sehen können, ist natürlich schwierig - dafür helfen wir zum Beispiel, mit ihnen zu skypen. Immer mehr Bewohner haben auch ein Smartphone, damit können sie Kontakt halten.“
Gerade ältere Menschen sind vom Virus bedroht. Wie sind Sie vorbereitet, wenn ein Corona-Fall bei Ihnen auftreten sollte?
„Ich bekomme täglich sicherlich ein Dutzend Mails mit Hinweisen: vom Diakonischen Werk, vom Landesgesundheitsamt, der Heimaufsicht, dem Robert Koch-Institut und so weiter. Wir wissen, was zu tun ist. Und sollte der erste Corona-Fall bei uns auftreten, haben wir die Pandemie-Pläne in der Schublade, die jetzt auch immer wieder überarbeitet werden. Ich versuche genau wie alle Mitarbeiter*innen, Ruhe auszustrahlen. Wir sind vorbereitet.“
Mit welchem Gefühl sehen Sie als Einrichtungsleiter die Entwicklungen?
„Ich bin froh, dass eine große Solidarität unter den Mitarbeiter*innen deutlich wird. Einige haben schon gesagt: ,Eigentlich hatte ich demnächst Urlaub beantragt, aber den verschiebe ich gern, wenn ich hier gebraucht werde. Planen Sie mich ein, wie es nötig ist.‘ Corona ist eine Herausforderung – aber auch eine Chance, gemeinsam gestärkt aus dieser Situation hervorzugehen, das Miteinander zu fördern. Und mir persönlich wird bewusst, wie viele Möglichkeiten man sonst, im „normalen“ Leben, hat. Man vermisst seine Freizeitgestaltung erst, wenn man sie nicht mehr hat.“
Vielen Dank und bleiben Sie gesund!
Christine Warnecke