Handwerk: Zwischen Bibel und Koran
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Hannover. In Handwerksbetrieben arbeiten Menschen mit unterschiedlichen religiösen und kulturellen Wurzeln zusammen. Dies bringt Herausforderungen, aber auch Chancen mit sich. Ein gutes Miteinander kann gelingen, wenn die Kolleginnen und Kollegen mehr voneinander wissen und sich gegenseitig in ihrem Glauben respektieren – diese Erkenntnis prägte die Diskussion beim Forum „Zwischen Bibel und Koran – Religiöse Vielfalt in Handwerksbetrieben“. Gastgeber war der ökumenische Landesarbeitskreises Handwerk und Kirchen in Niedersachsen.
Über 30 Teilnehmende, darunter Vertreter von Handwerkskammern, Kreishandwerkerschaften, Innungen, Verbänden und berufsbildenden Schulen kamen am vergangenen Dienstag im Gemeindehaus der Apostelkirche in Hannover-List zusammen. Der Vorsitzende des Arbeitskreises Eckard Gorka, Regionalbischof im Sprengel Hildesheim-Göttingen, fragte zum Auftakt: „Wie gehen wir religionssensibel in Ausbildung und Handwerk miteinander um?“. Die Handwerkspastorin im Haus kirchlicher Dienste (HkD) Hille de Maeyer ergänzte die Fragestellung: „Was müssen wir als Christen und Muslime voneinander wissen?“
Dr. Hakki Arslan, Islamwissenschaftler an der Universität Münster stellte verschiedene Studien zum Umgang mit religiöser Vielfalt am Arbeitsplatz vor. Großunternehmen sind oft besser im Diversity Management, denn schon aufgrund der hohen Mitarbeitendenzahl lassen sich zum Beispiel Gleitzeitregelungen oder Räume der Stille einrichten, um die Gebetszeiten der muslimischen Belegschaft zu erleichtern, das Kantinenangebot kann Speisen ohne Schweinefleisch anbieten, Freistellungen an islamischen Feiertagen sind möglich. Unternehmen, die sich in diese Richtung bemühen, haben nachweislich eine erhöhte Produktivität und können dem Fachkräftemangel besser begegnen.
Im anschließenden Podiumsgespräch sagte der Hannoversche Bauunternehmer Rainer Lorenz: „Das Kopftuch wird oft fälschlich so verstanden, als sei es ein Zeichen für einen radikalen Islam. Ich erkläre meinen Mitarbeitenden, dass es ein Zeichen für kulturelle und religiöse Zugehörigkeit ist, wenn eine unserer muslimischen Auszubildenden ein Kopftuch trägt.“ Auch gebe es in seinem Betrieb getrennte Grills – einen für die Zubereitung von Schweinefleisch und einen, der mit Schweinefleisch nicht in Berührung kommt. „Wir wollen das so und dann geht das auch, selbst in einem kleinen Betrieb“, sagte Lorenz. Wenn Kunden wegen seiner muslimischen Mitarbeitenden Vorbehalte hätten, sage er ihnen: „Dann sind wir wohl nicht der richtige Betrieb für sie“.
Der Schulleiter der berufsbildenden Schule 2 Region Hannover, Ulf Jürgensen, der ebenfalls am Podiumsgespräch teilgenommen hat, sieht seine Ausbildungsstätte selbst als lernende Organisation. „An unserer Schule ohne Rassismus und mit Courage unterrichten wir derzeit Schülerinnen und Schüler aus mehr als 70 Nationen. Es besteht eine große kulturelle und religiöse Vielfalt. So gehören Schülerinnen mit einem Kopftuch zu unserem Alltag. Lediglich an einem Tag in der Woche gibt es beim Mittagstisch für die Schulgemeinschaft ein Gericht mit Fleisch, aber nicht mit Schweinefleisch.“
„Religionssensibilität und interkulturelle Kompetenz sind für die Betriebsführung heute überlebensnotwendig.“, lautete das Fazit des Regionalbischofs Gorka. Und die Handwerkspastorin der Landeskirche de Maeyer ergänzte: „Wichtig ist es, miteinander zu reden, zu fragen, zuzuhören, zu erzählen – und das respektvoll.“
Das Haus kirchlicher Dienste unterstützt und ergänzt als übergemeindliche Einrichtung die Arbeit der Kirchengemeinden in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Aktuelle Themen und Fragestellungen werden hier aufgegriffen und zentral bearbeitet, so dass die Inhalte für die kirchliche Arbeit vor Ort zur Verfügung stehen. Zu den wesentlichen Aufgaben der Referentinnen und Referenten gehören die Entwicklung und Bereitstellung von Materialien, die Weiterbildung von Haupt- und Ehrenamtlichen, die individuelle Beratung sowie der inner- und außerkirchliche Dialog.
Öffentlichkeitsarbeit im Haus kirchlicher Dienste