Neuer Institutsdirektor Lämmlin ermutigt Kirche zu Offenheit
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Hannover. Der neue Direktor des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Georg Lämmlin, hat die Kirchen angesichts zurückgehender Mitgliederzahlen zu mehr Offenheit und Experimenten ermutigt. Sich auf neue Formen einzulassen, könne eine positive Bewegung in Gang bringen, sagte Lämmlin dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Da entsteht etwas, das immer weiter führt, selbst wenn es Rückschläge gibt." Lämmlin (60) wird an diesem Freitag in Hannover in sein neues Amt eingeführt. Das Sozialwissenschaftliche Institut begleitet und kommentiert aktuelle Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft.
Lämmlin lobte den Mut einer Kirchengemeinde in Oldenburg-Ohmstede, die sich nach zweijähriger Beratung unter anderem dafür entschieden hatte, ihren Hauptgottesdienst künftig nicht mehr am Sonntagmorgen, sondern am Sonntagabend zu feiern. "Das Vielversprechende liegt darin, es auszuprobieren", sagte er. Am Ende werde sich zeigen, ob das Ergebnis stimmig für die Menschen vor Ort sei.
Der Wissenschaftler warnte die Kirche davor, nur in Passivität zu verharren und in einen "Rückzugszirkel" zu geraten: "Das wird am Ende dazu führen, dass es einen noch weiteren Abstieg gibt." Wenn sie sich zu sehr an althergebrachten Ordnungen festklammere, verbaue sich die Institution ihre Zukunftschancen.
"Die Kirche hat für die immer stärker individualisierte Gesellschaft eine ganz wichtige Botschaft", erläuterte Lämmlin. Sie habe gerade in der heutigen Gesellschaft eine sehr wichtige Rolle, indem sie deutlich mache, dass jeder dazugehöre und niemand zurückgelassen werden dürfe. "Sie hat im Moment noch nicht die richtigen Kommunikationsformen, um alle zu erreichen. Aber die kann sie entwickeln."
Als Beispiele nannte Lämmlin neue Formen der Taufe: etwa an Gewässern als Tauffest unter freiem Himmel. "So wird deutlich, dass die Kirche den Bedürfnissen der Menschen entgegenkommt." In lebensbiografischen Festen lägen große Chancen für die Kirchen: "Weil Glaube an lebensgeschichtliche Ereignisse anknüpft.
Auf die Bedürfnisse der Menschen einzugehen und so positive "Resonanzen" zu schaffen, bedeute nicht, den Menschen nach dem Mund zu reden, betonte der Theologe. "Den Menschen haben spirituelle Bedürfnisse, aber das Bedürfnis ist noch nicht die Antwort."
epd Landesdienst Niedersachsen-Bremen