"Von Dämonen nicht entmutigen lassen"
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epd-Gespräch: Dieter Sell
Bremen (epd). Bremens leitender evangelischer Theologe Bernd Kuschnerus ruft dazu auf, sich trotz vieler Probleme und schlechter Nachrichten auch im neuen Jahr entschieden für Demokratie und Gemeinwesen einzusetzen. "Wir sollten uns von den Dämonen, die uns und die Zukunft unserer Kinder bedrohen und Menschen orientierungslos machen, nicht entmutigen lassen", sagte Kuschnerus dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Ich sehe Gewalt, Hass, schamlosen Egoismus, den Verlust von Wahrhaftigkeit, Gleichgültigkeit und Neid. Dem sollten wir Respekt, Gerechtigkeit und Solidarität entgegensetzen."
Jeder Einzelne sei gefordert, ein positives Bild der Demokratie zu vermitteln, die Bürgerrechte zu schützen und für eine offene Gesellschaft einzustehen, betonte der Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche. "Wir sollten beispielsweise angesichts des brennenden Hauses in der Klimakrise nicht in Panik verfallen, sondern den Feuerlöscher zur Hand nehmen." Im christlichen Dreiklang von Glaube, Liebe und Hoffnung sei jeder gefragt und in der Lage, mindestens kleine Schritte in eine bessere Zukunft zu gehen.
"Hoffnung umzusetzen heißt, gerecht zu handeln - mit dem Kauf lokaler Produkte, mit mehr Rad- und Fußwegen statt Autofahrten, mit umweltschonenden Änderungen des Lebensstils", führte Kuschnerus aus. Liebe bedeute unter anderem, die Neidperspektive hinter sich zu lassen und etwas zu geben. "Das befreit. Wer dann etwas bewegt und sich engagiert - in der Flüchtlingshilfe, in der Nachbarschaft, im Verein oder in der Kirchengemeinde - erlebt einen Schulterschluss für das Gemeinwesen, der im Zusammenspiel Spaß macht, Kraft gibt und Energie freisetzt."
Glaube beschreibe eine Haltung, die deutlich werden lasse, dass jeder Mensch mit seiner je eigenen Würde zähle. Das müsse auch das Koordinatensystem in der Flüchtlingspolitik sein. "Wir müssen dagegen angehen, dass immer noch Menschen im Mittelmeer ertrinken", bekräftigte Kuschnerus. "Die politische Machbarkeit von Lösungswegen muss sich in dieser Hinsicht an Barmherzigkeit orientieren."
Der leitende Theologe erinnerte daran, dass im kommenden Jahr Gedenktage etwa zum 75. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz und des Kriegsendes anstehen. Er hoffe, dass das Gedenken fernab eingeschliffener Rituale die Verantwortung für den Frieden in der Gesellschaft und auch im Kleinen wie etwa am Arbeitsplatz und in der Familie deutlich werden lasse: "Ich wünsche mir, dass es unsere Triebfeder ist, unser Mutmacher, damit wir jeder Form von Antisemitismus, Rassismus und Menschenfeindlichkeit überall entschlossen entgegentreten."