Startseite Archiv Nachricht vom 10. Oktober 2019

Rund 250 Menschen bei multireligiösem Gebet nach Synagogen-Anschlag

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Hannover. Einen Tag nach dem Angriff auf eine Synagoge in Halle haben sich am Donnerstagabend in Hannover rund 250 Menschen zu einem multireligiösen Friedensgebet versammelt. Mit einer Schweigeminute in der Marktkirche gedachten sie der Opfer des Terroranschlags. "Wir haben gestern Szenen gesehen, die wir niemals mehr in Deutschland erleben wollten", sagte die Vorsitzende der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover, Ingrid Wettberg. "Es war ein Anschlag auf unsere Werte in Deutschland."

Trotz der Bedrohung denke sie nicht daran, in ein anderes Land auszuwandern, betonte Wettberg. "Ich möchte gern in Deutschland weiterleben mit Ihnen allen." Allerdings werde die jüdische Gemeinde nun weitere Sicherheitsvorkehrungen einführen müssen. "Wir müssen ein geschlossenes Haus sein, und seit gestern ein noch mehr geschlossenes Haus."

„Scham und Betroffenheit reichen nicht. Wir zeigen heute unsere Verbundenheit mit der jüdischen Gemeinde. Sie ist nicht erst seit gestern bedroht. Wir beten und klagen zusammen. Es soll aber nicht bei diesem Zeichen bleiben. Wir setzen uns für deutlich mehr Sicherheit und Schutz ein,“ sagte Regionalbischöfin Petra Bahr am Rande der Veranstaltung.

Superintendent Thomas Höflich zeigte sich entsetzt über die Brutalität des Angreifers von Halle. Die Gesellschaft dürfe Antisemitismus nicht zulassen, mahnte er: "Wir müssen gemeinsam wachsam sein und entschlossen gegensteuern."

Das Friedensgebet wurde von Vertretern der evangelischen und katholischen Kirche, der jüdischen Gemeinde, der Muslime und der Bahai-Religion mitgestaltet. Eingeladen hatte der Rat der Religionen. Der Eingang zur Kirche wurde von mehreren Polizistinnen und Polizisten bewacht.

Hamideh Mohagheghi, Sprecherin des Rates der Religionen appellierte: "Wir müssen noch mehr zusammenhalten und noch intensiver gegen Hass und Gewalt eintreten.“

Bürgermeister Thomas Hermann sagte, der Rechtsextremismus sei eine große Gefahr für die Juden in Deutschland. "Es wäre eine Schande für dieses Land, wenn jüdisches Leben nur noch in der Nische stattfinden kann." Im Anschluss an das Friedensgebet zogen die Teilnehmer*innen zum Holocaust-Mahnmal auf dem Opernplatz.

 

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen/Stadtkirchenverband/Pressestelle der Landeskirche