Dienstältester Superintendent der Landeskirche Hannovers verabschiedet
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Rhauderfehn. Nach 21 Jahren wurde Gerd Bohlen (65) als zurzeit dienstältester Superintendent der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers in den Ruhestand verabschiedet. Dankbar und voller Freude über diese segensreiche Zeit im Kirchenkreis Rhauderfehn erlebte Bohlen den Festgottesdienst in der Hoffnungskirche, die Teetafel im Gemeindehaus und Festzelt und die Grußworte in der Kirche. „Ich bin in dieser Zeit von Gott reich gesegnet worden. Was ich heute bei diesem Abschiedsfest erleben durfte, hat mir vor Augen geführt, wie intensiv die 21 Jahre hier waren. Ich bin dankbar für die Zeit im Kirchenkreis Rhauderfehn“, sagte Bohlen und freute sich sichtlich über die festlich-fröhliche Verabschiedung.
Am Michaelistag, der an den Erzengel Michael und alle Engel erinnert, predigte Bohlen in der Hoffnungskirche in Westrhauderfehn über die Engel. Engel seien Boten Gottes, so beispielsweise auch die vielen Haupt- und Ehrenamtlichen Mitarbeiter, die in der Diakonie und in den Gemeinden viel Gutes bewirkten. „Auch ihr seid dazu beauftragt, weiterzugeben, wozu Gott uns befähigt. Alles, was wir tun, können wir nur im Vertrauen auf Gottes Kraft leisten“, rief Superintendent Bohlen den 450 Gottesdienstbesuchern zu. Menschliche Projekte scheiterten über kurz oder lang, aber was durch den Heiligen Geist bewegt werde, habe Bestand. „Ich bin voller Hoffnung für mich, für unsere Gemeinden und Einrichtungen und für unsere gesamte Kirche“, so Bohlen.
Die Entpflichtung von den Aufgaben als Superintendent des Kirchenkreises Rhauderfehn und als Pastor der I. Pfarrstelle in Westrhauderfehn nahm der Geistliche Vizepräsident im Landeskirchenamt Hannover, Arend de Vries, vor. Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr war aus gesundheitlichen Gründen verhindert. Der Regionalbischof ist seinem Stellvertreter (seit 2013) dankbar für die vielen Jahre guter und kollegialer Zusammenarbeit im Sprengel Ostfriesland-Ems. Bohlen habe seinen Kirchenkreis geprägt und in der Landeskirche als Mitglied der Landessynode in 18 Jahren wichtige Impulse gesetzt. „Ich habe bei ihm besonders geschätzt, dass er seine Leitungsaufgaben geistlich verstanden hat. Dies hat ihm nicht nur die Kraft gegeben, immer wieder neue Impulse im Kirchenkreis zu setzen, sondern auch die Menschen seelsorgerlich zu begleiten. Für alles, was er für unsere Kirche getan hat, danke ich ihm und bleibe ihm persönlich verbunden“, so der Regionalbischof.
Die geistliche und seelsorgerliche Kompetenz, Predigten mit Herz und Geist und die Fähigkeit, andere zum Engagement zu ermuntern, zeichnen Bohlen aus, hob der Geistliche Vizepräsident in seiner Ansprache hervor. Das unbedingte Vertrauen, dass Gott es gut mit uns meine, habe Bohlens Leben geprägt, sagte Arend de Vries. „Damit hast du andere angesteckt und wurdest für andere Wegbegleiter im Glauben. Der liebevolle Blick Gottes auf die Menschen war es auch, der dich geleitet hat im Blick auf andere Menschen, für die du zuständig warst.“
De Vries beschrieb den Werdegang und das landeskirchliche Engagement Bohlens: Nachdem Bohlen 15 Jahre in Hage Pastor gewesen war, wurde er mit 44 Jahren in das Superintendentenamt berufen. Damit sei er zurzeit der dienstälteste Superintendent in der Landeskirche.
Evangelische Theologie hatte Bohlen in Bonn und Göttingen studiert, sein Vikariat in Hoya und im Predigerseminar in Rotenburg/Wümme absolviert. 1978 heiratete Gerd Bohlen Heike Trauernicht. Beide haben vier Kinder und drei Enkelkinder.
Als Landessynodaler (1996 bis 2013) war Bohlen Mitglied verschiedenster Ausschüsse. Der Vorsitz im Ausschuss für Kirche, Theologie und Mission hätte ihm besonders am Herzen gelegen, sagte De Vries. So sei dem Geistlichen Vizepräsidenten noch die Einbringungsrede zum Verhältnis von Christen und Juden in der neuen landeskirchlichen Verfassung in guter Erinnerung: Die bleibende Erwählung von Jüdinnen und Juden gelte es zu achten und jeder Form von Judenfeindlichkeit entgegen zu treten.
Per Handschlag wurde Bohlen von seinen Aufgaben entpflichtet und unter Handauflegung für seinen neuen Lebensabschnitt gesegnet. De Vries betonte, dass Bohlen weiterhin das lebenslange Recht zur Verkündigung und zum Austeilen der Sakramente behalte.
Die musikalischen Beiträge des Projektchores unter der Leitung von Gesa Goudschaal und des Posaunenchors „Akzente Brass“ unter der Leitung von Landesposaunenwart Hayo Bunger führten zu spontanem Applaus und verliehen dem Gottesdienst einen festlich-fröhlichen Charakter. Am Gottesdienst beteiligt waren außerdem Pastor Martin Sundermann als Stellvertretender Superintendent, Pastor Frerich Dresch-Rosendahl als Ortspastor, Mitglieder des Kirchenvorstands und Petra Prins als Kirchenkreistagsvorsitzende.
Die Grußworte aus Politik, Gesellschaft und Kirche brachten Dank und Wertschätzung zum Ausdruck und immer wieder die Freude über die gemeinsam gestaltete Zeit. Als Vertreter der Politik sprachen Landrat Matthias Groote und Bürgermeister Geert Müller. Groote dankte im Besonderen für das kirchliche Engagement in den sozialen Einrichtungen. Dies sei unverzichtbar für Ostfriesland.
Superintendent Dr. Helmut Kirschstein aus Norden sprach für den Kreis der anderen fünf Superintendenten im Sprengel. „Das missionarische Profil, das ihr im Kirchenkreis entwickelt habt, strahlt auf den ganzen Sprengel aus.“ Dass der Ostfriesische Kirchentag 2016 in Rhauderfehn stattfinden konnte sei Bohlen zuzuschreiben, so Kirschstein.
Den Dank der aktuellen und ehemaligen Dienstgemeinschaft der Pastoren im Kirchenkreis überbrachten Martin Sundermann (Langholt) und Andreas Hannemann (früher Flachsmeer).
Grüße aus der Ökumene kamen von Torsten Brettmann, Pfarrer der Pfarreiengemeinschaften Westrhauderfehn und Flachsmeer: Ökumene falle nicht vom Himmel, sondern habe immer mit konkreten Menschen zu tun, die Schritte nach vorne gehen. Brettmann hob die gemeinsamen Gottesdienste zum 500-jährigen Reformationsjubiläum 2017 und den jährlichen ökumenischen Gottesdienst am Pfingstmontag hervor.
Rolf Hüser vom Kirchenkreisvorstand betonte, wie sehr das Motto des Ostfriesischen Kirchentages „Hoffnung haben wir“ zum Kirchenkreis gehöre, erschütterte doch ein Jahr zuvor ein schreckliches Unglück den Kirchenkreis, als drei kirchliche Mitarbeiter auf dem Rückweg einer Jugendfreizeit tödlich verunglückten. Dies sei sicher die schwerste Stunde in Bohlens Amtszeit gewesen.
Als ehemaliger Vorsitzender des Kirchenkreistages sprach Georg Collmann aus Hollen. Collmann hatte Bohlen am 13.September 1998 nach zehnmonatiger Vakanzzeit im Kirchenkreis begrüßt. Bohlens Vorgänger, Hans Joachim Koch, sei 22 Jahre hier Superintendent gewesen.
Petra Prins sprach als derzeitige Kirchenkreistagsvorsitzende. Prins und viele andere dankten Heike Bohlen für die Unterstützung ihres Mannes in der Ausübung seines Dienstes und für ihr persönliches Engagement in der Kirchengemeinde.
Die Grüße aus dem Kirchenamt in Leer überbrachte Kirchenamtsleiter Carsten Wydora und griff dabei auf das Symbol des Schiffs zurück: „Der Kirchenkreis liegt gut am Wind. Die Crew kann den Übergang gut gestalten.“
Für das Gymnasium in Rhauderfehn sprach Direktorin Ulrike Janssen, für das Reilstift Rainer Helmers und für den Sportverein Rhauderfehn Gerd Lingner vom Lauftreff.
Gerd Brandt von der Gruppe „Laway“ sang als Überraschungsgast ein plattdeutsches Lied und begleitete es auf der Gitarre.
Großer Beifall und Heiterkeit erfüllten die Hoffnungskirche als Pastor Martin Sundermann als Sprecher der Fernsehsendung „heute journal“ einen Rückblick auf diesen Tag hielt und dadurch Grüße berühmter Persönlichkeiten aus Politik und Kirche nach Rhauderfehn brachte. In der Sendung trat Hartmut Kutsche als Superintendent Bohlen verkleidet als Interviewpartner auf.
Zum Kirchenkreis Rhauderfehn gehören 43.000 Gemeindeglieder in 20 Kirchengemeinden.
Öffentlichkeitsarbeit im Sprengel Ostfriesland-Ems