Michaelisempfang des Sprengels Stade: Hamburger Bischöfin Fehrs hebt Bedeutung von Grundgesetz hervor
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Stade/Hamburg. Die Hamburger evangelische Bischöfin Kirsten Fehrs hat die einzigartige Bedeutung des Grundgesetzes für die Demokratie in Deutschland gewürdigt. Es bringe die Grund- und Menschenrechte "für unser Land und unsere Gesellschaft auf unnachahmliche Weise zum Ausdruck", sagte Fehrs am Sonntagabend laut Redemanuskript beim traditionellen Michaelisempfang des Sprengels Stade in der Stader St. Wilhadi-Kirche. Im Frühjahr war das Grundgesetz seit 70 Jahren in Kraft. Es wurde am 23. Mai 1949 verabschiedet.
Dabei komme das Grundgesetz "leise daher, fast schon schüchtern", sagte Fehrs (58) in ihrem mit "Von der Menschenwürde bis zum Feiertagsschutz - Eine christliche Würdigung des Grundgesetzes" betitelten Vortrag. "Es nennt sich nicht Verfassung, weil es etwas sehr unfertiges provisorisch ordnen will: Das militärisch und moralisch zerstörte und seit 1945 endlich befreite Deutschland in seinem westlichen Teil." Das Grundgesetz vollende nicht eine erfolgreiche nationale Entwicklung. Es biete vielmehr Halt nach der Katastrophe von nationalsozialistischer Gewaltherrschaft und Zweitem Weltkrieg.
Fehrs ging auch auf die aktuelle politische Situation in der Bundesrepublik ein. Die letzten Landtagswahlen, aber auch die Europawahl hätten gezeigt, dass rechtspopulistische und nationalistische Stimmen stärker geworden seien. Zugleich gebe es "eine Lust am Aufbruch, gerade auch in der jüngeren Generation". Die "Fridays for Future"-Bewegung habe "Hunderttausende vom Sofa" geholt und auf die Straße zu friedlichen Demos gelockt - "für die Wende in der Klimapolitik, die viel zu behäbig daher kommt".
"Nur gemeinsam lässt sich etwas bewirken - das ist die Botschaft", betonte Fehrs. "Eine ganz demokratische Botschaft, die dem Grundgesetz so nahe ist, ihm fast unmittelbar zu entspringen scheint." In einer funktionierenden Demokratie blieben der und die Einzelne nicht wirkungslos: "Niemand ist unbedeutend. Und niemand ist nichtverantwortlich. Was wir tun oder lassen, hat Auswirkungen."
Kirsten Fehrs ist seit 2011 Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche). Seit 2015 ist sie zudem Mitglied im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Zum "Michaelisempfang" lädt der Stader Landessuperintendent Hans Christian Brandy regelmäßig Repräsentanten des öffentlichen Lebens zwischen Elbe und Weser ein, um mit Vertretern aus den neun Kirchenkreisen der Region ins Gespräch zu kommen. Das Treffen wird jährlich um den Michaelistag organisiert, der seit dem fünften Jahrhundert am 29. September als Gedenktag des Erzengels Michael gefeiert wird. Seit der Reformation wird dieser Tag in der evangelischen Kirche als "Tag des Erzengels Michael und aller Engel" begangen.