Missionswerk nimmt zunehmenden Fremdenhass in Südafrika wahr
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Hermannsburg/Pretoria. Eskalierender Fremdenhass in Südafrika beunruhigt den Bischof der Evangelisch-lutherischen Kirche im Südlichen Afrika (N-T) Horst Müller, genauso wie das Evangelisch-lutherische Missionswerk in Niedersachen (ELM). Geflüchtete in Südafrika sehen sich wachsendem Fremdenhass ausgesetzt. In den vergangenen Wochen ist es zu immer heftigeren fremdenfeindlichen Übergriffen in Südafrika gekommen. Schon seit mehreren Wochen werden Lastwagenfahrer angegriffen, Lastwagen angezündet und die Fahrer verletzt oder sogar getötet.
In Johannesburg und Pretoria gab es in der Stadtmitte Großaktionen gegen Ausländer. Ihre Läden wurden geplündert. Wieder kamen Menschen ums Leben.
Das ELM unterstützt im Auftrag der Landeskirche Hannovers seit 2017 seine Partnerkirche bei einem Projekt zur Integration von Geflüchteten aus französischsprachigen afrikanischen Ländern in Südafrika. Pastorin Rosalie Madika, die selbst 2013 aus der Demokratischen Republik Kongo fliehen musste, leitet seit Beginn das Projekt. Das Ziel ist, Geflüchtete zu beraten, zu stärken und seelsorgerisch zu betreuen.
Jetzt erreichte das ELM eine Mail von Frau Madika, in der sie berichtet, dass auch die staatlichen Restriktionen zunehmen: „Die Zahl der Geflüchteten, deren Aufenthaltsgenehmigung nicht erneuert wird, steigt. Damit werden sie zu Illegalen erklärt, die jederzeit verhaftet werden können.“ Dass die Dokumente der Geflüchteten nicht erneuert werden, zeige, so Madika, dass „die Behörden fest entschlossen sind, die Menschen aus dem Land zu drängen und deren Fälle schnell abzuschließen.“
Frau Madika sieht in dem Vorgehen der Behörden eine massive Einschränkung ihrer Arbeit mit Geflüchteten. „Die Menschen trauen sich nicht mehr auf die Straße. Sie haben Angst, von Polizisten und Einwanderungsbeamten verhaftet zu werden, weil sie keine gültigen Dokumente haben. Wenn die Menschen sich aber nicht mehr auf die Straße wagen, können sie unsere Hilfsangebote nicht wahrnehmen und haben auch keine Chance den französischsprachigen Gottesdient zu besuchen. Sie können ihre Kinder nicht zur Schule schicken, können in kein Krankenhaus gehen“, beschreibt Madika die Situation.
Bischof Horst Müller bestätigt die Einschätzung von Pastorin Madika. Ihn erschreckt vor allem die Reaktion der Politik, die behauptet, die Übergriffe gegen Geflüchtete seien nicht fremdenfeindlich motiviert, sondern es handele sich bei den Opfern um Kriminelle.
„Nur einige wenige Politiker sind bereit, einzugestehen, dass die Übergriffe mit Fremdenfeindlichkeit zu tun haben könnten. Auch aus anderen Kreisen, inklusive des Südafrikanischen Rats der Kirchen (SACC), kam wenig Reaktion. Es scheint, als wären viele, die sonst sprechen, wie gelähmt, fast hilflos der Situation gegenüber“, bilanziert Bischof Müller. Wichtig sei, so Müller, dass in dieser Situation von vielen Seiten Stimmen laut werden. „Im Inland, also in Südafrika, sind vor allem die Kirchen und religiösen Gemeinschaften aufgefordert, Stellung zu beziehen. So wie das in den letzten Tagen der namibische Kirchenrat getan hat. Im Ausland sollten politische und wirtschaftliche Entscheidungsträger deutlich formulieren: Wir nehmen wahr, was in Südafrika geschieht, und können es in keiner Weise dulden. Südafrika braucht ein konkretes, entschiedenes Auftreten gegen Fremdenfeindlichkeit!“
Öffentlichkeitsarbeit im Ev.-luth. Missionswerk in Niedersachsen (ELM)