Evangelische Kirche will eigenes Schiff ins Mittelmeer schicken
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Berlin. Die evangelische Kirche will sich mit einem eigenen Schiff an der Seenotrettung im Mittelmeer beteiligen. Man wolle nicht hinnehmen, dass dort weiter Menschen ertrinken, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, am Donnerstag in Berlin. Gemeinsam mit anderen Organisationen will die EKD einen Verein gründen, der ein eigenes Schiff kauft, umbaut und betreibt. Zum dahinter stehenden Bündnis gehören nach Angaben des Bischofs zahlreiche Institutionen und Organisationen, auch Kirchengemeinden und Sportvereine.
Bedford-Strohm rechnet mit einem hohen sechsstelligen bis niedrigen siebenstelligen Betrag für die Aktion.
Die Idee, ein eigenes Schiff ins Mittelmeer zu entsenden, wird innerhalb der evangelischen Kirche seit dem Kirchentag im Juni in Dortmund diskutiert. Eine Resolution der Laienbewegung hatte die EKD aufgefordert, mit einer eigenen Rettungsmission ein Zeichen zu setzen. «Wir setzen damit ein klares Zeichen», sagte Bedford-Strohm nun. Den Beschluss für die Gründung des Vereins hat der Rat der EKD nach den Worten seines Vorsitzenden am vergangenen Freitag gefasst.
Egal aus welchen Gründen Menschen in Lebensgefahr seien, bestehe die Pflicht zu helfen, sagte Bedford-Strohm: «Not hat keine Nationalität.» Die Kirche sei in dieser Situation kein politischer, sondern ein «diakonischer Akteur», betonte er.
Die Seenotrettung im Mittelmeer ist ein Streitthema unter den EU-Staaten. Italien hatte unter Innenminister Matteo Salvini, der inzwischen nicht mehr im Amt ist, wiederholt Rettungsschiffen die Einfahrt in Häfen verweigert. Crews und Gerettete mussten teilweise wochenlang auf dem Wasser ausharren. Deutschland setzt darauf, dass sich die EU-Staaten auf eine Verteilung der Geretteten einigen, weil Italien nicht allein für die Anlandenden aufkommen will. In der nächsten Woche will sich Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) mit der neuen italienischen Innenministerin Luciana Lamorgese in Berlin treffen.
In der Haushaltsdebatte am Donnerstag im Bundestag sagte Seehofer:
«Ich denke, wir müssen nicht darüber diskutieren, dass wir Menschen vor dem Ertrinken retten, aber wir wollen ein Regelverfahren, das diese erbärmlichen Zustände der letzten Monate vermeidet.» Am 23.
September kommen einige der EU-Innenminister auf Malta zusammen, um weiter darüber zu beraten.
Bedford-Strohm präsentierte den Beschluss für ein eigenes Schiff gemeinsam mit Vertretern von «Ärzte ohne Grenzen», den Organisationen «Seebrücke» und «Sea-Eye» sowie dem Potsdamer Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD). Die brandenburgische Hauptstadt gehört zum Bündnis «Städte Sicherer Häfen», die als Kommunen anbieten, zusätzliche Flüchtlinge aufzunehmen.
Welche Organisationen genau den Verein mitgründen werden, blieb am Donnerstag noch offen. Bedford-Strohm hofft auch auf Unterstützung aus der katholischen Kirche. Der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, äußerte sich zunächst zurückhaltend. Das Engagement der EKD sei begrüßenswert. Auch für die katholische Kirche bleibe die Seenotrettung ein wichtiges Anliegen.
«Neben diesem evangelischen Projekt wird es auch auf katholischer Seite weiterhin Aktivitäten in diesem Feld geben», sagte Kopp, ohne konkretere Angaben zu machen.
Unklar ist auch noch, wer welchen Anteil an den Kosten trägt. Die Evangelisch-reformierte Kirche hatte bereits vor längerer Zeit angekündigt, 15.000 Euro für ein kirchliches Seenotrettungsschiff spenden zu wollen. Die EKD selbst unterstützte bereits das Aufklärungsflugzeug «Moonbird» im Mittelmeer finanziell.
Begrüßt wurde die Initiative der EKD von den Grünen. Die Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt und die Abgeordnete Luise Amtsberg sagten, die Kirche gehe mit gutem Beispiel voran. Die parlamentarische Geschäftsführerin der Fraktion, Britta Haßelmann, twitterte: «Danke dafür». Auch der Kirchentag begrüßte in einer Mitteilung, dass die EKD seiner Forderung nachkommt.
epd