Fest der Oberharzer Kirchen mit einem Vortrag von Landesbischof Ralf Meister
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Clausthal-Zellerfeld. Prognosen sagen den Kirchen einen massiven Schwund ihrer Mitglieder voraus. Bis 2060 könne sich demnach die Zahl der Gemeindeglieder in der Landeskirche Hannovers halbieren. Doch seien das eben nur Zahlen, sagte Landesbischof Ralf Meister am vergangenen Wochenende beim Fest der Kirchen im Oberharz, wo er für einen Vortrag in der St. Salvatoriskirche gewonnen werden konnte. In der Kirche und im Christentum gehe es jedoch nicht um Quantität und wir sollten uns nicht zu Sklaven der Statistiken machen. Schon als Paulus die ersten Gemeinden besuchte, geht es in der Bibel niemals um Zahlen, sondern um den Geist, der dort herrschte.
Den Geist der Oberharzer Gemeinden lobte zuvor Superintendent Volkmar Keil, der feststellte, dass das letzte gemeinsame Fest bereits acht Jahre zurückliegt, also damals noch als Kirchenkreisfest des Kirchenkreises Clausthal-Zellerfeld gefeiert wurde. Die gemeinsame Identität und einen Zusammenhalt als Region hätten sich die Gemeinden aber auch im Kirchenkreis Harzer Land bewahrt, was sich unter anderem im zukunftsfähigen Teampfarramt und im gemeinsamen Gemeindesekretariat zeige.
„Wir können nicht alles, was in dieser Welt geschieht, mit genauen Zahlen vorhersagen“, führte Bischof Meister in seinem Vortrag weiter aus, als Gottfried Wilhelm Leibniz das Binärsystem entwickelte, ging es ihm nicht darum, Zahlen nur durch die Ziffern Null und ins darzustellen, sondern vielmehr darum, die Schöpfung, die aus dem Nichts und dem Etwas besteht, besser zu verstehen. So stellen bis heute gerade Mathematiker oft die philosophischen Fragen, die über reine Zahlen weit hinaus gehen.
Ebenso sollte auch in der Kirche nicht immer nur auf den prognostizierten Mitgliederschwund geblickt werden, vielleicht müsse man sich sogar damit abfinden, nicht mehr Volkskirche, sondern wieder Kirche im Exil zu sein. „Wenn Kirche kleiner wird, dann wird sie vielleicht auch ehrlicher“, so Meister. Dann nämlich besinnt sich Kirche auf ihre ewige Botschaft in der heutigen Zeit, so sprach er beispielsweise einen Protest gegen den Fremdenhass an, weil es die Nächstenliebe gibt, und ein Einsetzen für den Klimaschutz und insbesondere ein Unterstützen von Fridays for Future, weil es in der heutigen Zeit nun einmal darum gehe, die Schöpfung zu bewahren.
„Wir wollen auch in Zukunft das Salz der Erde sein“, schloss er, wollen uns den Herausforderungen unserer Zweit stellen, denn die Frage nach Halt, nach Religion und die Sehnsucht nach Antworten wachse weltweit und die Bibel – vielleicht nicht immer die Institution Kirche – habe diese Antworten nun einmal seit vielen Jahrhunderten.
Im Anschluss stellte sich Ralf Meister noch der ausgiebigen Diskussion, in der unter anderem auch der Wunsch geäußert wurde, den Gemeinden mehr Freiraum zu geben und sie beispielsweise bei notwendigen Baumaßnahmen stärker zu unterstützen. Eine inzwischen abgeschlossene Baumaßnahme ließ Meister sind dann ganz genau zeigen, indem er den beeindruckenden Dachstuhl von St. Salvatoris erkundete.
Für die Besucher ging es unterdessen in und um die Kirche weiter, zum Programm des zweitägigen Festes gehörte auch die lange Nacht mit vielen abwechslungsreichen von Arno Janssen anmoderierten Programmpunkten wie dem Kirchenkabarett mit Norbert Hammermeister, dem Science Slam mit Johannes Hinrich von Borstel und viel Musik, unter anderem vom Ensemble Fantastique, von Praise and Move, von Herzfrequenz und von Melanie Mau und Martin Schnella.
Am Sonntag gab es dann nach dem trotz langer Nacht sehr gut besuchten Festgottesdienst sogar noch eine Vernissage. Pastorin Dr. Sybille Fritsch-Oppermann hatte gemeinsam mit dem Fotografen Thomas Block in den vergangenen zwei Jahren Foto-Workshops zum Motto „Lost and found places“ angeboten, bei denen die Teilnehmer die Kirchen und andere Orte des Oberharzes aus neuen Blickwinkeln entdecken sollten.
Für Fritsch-Oppermann ist die Kultur ein wichtiger Bestandteil kirchlicher Arbeit, weil er auch Menschen anspricht, die vielleicht nicht jeden Gottesdienst besuchen, aber an kreativen Angeboten in der Region interessiert sind. Dabei komme man eben auch über Gott und die Welt ins Gespräch und das manchmal sogar leichter als in einem anderen Rahmen. Daher wird die Reihe auch fortgeführt werden. Die Ergebnisse der Teilnehmer sind noch bis zum 26. September in St. Salvatoris zu sehen.
Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis Harzer Land