Stephansstift stellt Jubiläumsbuch zu 150-jähriger Geschichte vor
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Das evangelische Stephansstift in Hannover hat eine Jubiläumsschrift zu seiner 150-jährigen Geschichte vorgestellt. Unter dem Titel "Dem Leben Raum geben" beleuchten die Historiker Ulrike Winkler und Hans-Walter Schmuhl als unabhängige Wissenschaftler auf 560 Seiten die Anfänge und den Ausbau der sozialen Einrichtung ebenso wie die dunklen Kapitel während der NS-Zeit und der Nachkriegszeit.
Aufgrund der Geschichte, die zeitweise durch Gewalt und Übergriffe geprägt war, habe die Einrichtung bewusst Experten von außen einbezogen, sagte Vorstand Hans-Peter Daub am Mittwoch: "Wir wollen die Geschichte mit einem externen Blick analysieren."
Das Stift, dass 1869 als Ausbildungsstätte für evangelisch-lutherische Diakone gegründet wurde, hat traditionell einen Schwerpunkt in der Arbeit mit benachteiligten Jugendlichen, die früher als "verwahrlost" galten.
In der Nachkriegszeit hätten beengte Wohnverhältnisse und ein zu geringer Personalschlüssel zu einer Situation geführt, in der Gewalt gedeihen konnte, berichtete Ulrike Winkler. Um für Ordnung zu sorgen, hätten die Erzieher Zöglinge oft verprügelt, auch mit Stöcken.
Die Heimleitung habe dies nicht gefordert, aber geduldet. Letztlich sei sie ihrer Verantwortung nicht gerecht geworden, weil sie die Erzieher nicht zu gewaltfreien Methoden angeleitet habe. Hans-Walter Schmuhl betonte: "Es sind die Umstände, die Menschen dazu bringen, zu gewaltsamen Methoden Zuflucht zu nehmen." Erst mit der 1968er-Bewegung, die auch die Diakonen-Ausbildung erfasste, habe sich die Situation allmählich verbessert.
Sowohl von der Zahl der ausgebildeten Diakone als auch im Blick auf die betreuten Jugendlichen habe das Stephansstift zu den größten Einrichtungen in Norddeutschland gehört, sagte Schmuhl.
Zeitweise betreute das Stift mehr als 700 Jugendliche an sieben Standorten. Die "Brüderschaft" der Diakone habe zeitweise mehr als 500 Mitglieder umfasst. Neben den Einrichtungen der Jugendhilfe gehören Altenheime sowie Schulen und Betriebe, in denen Diakone tätig waren oder sind, zum Stephansstift.
epd