Aus gewohnten Mustern ausbrechen
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Drei Fragen an Dieter Rathing zum Themenjahr "Zeit für Freiräume"
Rund 250 Pastorinnen und Pastoren aus dem Kirchensprengel Lüneburg im nordöstlichen Niedersachsen werden am Mittwoch (4. September) durch die Lüneburger Heide wandern. Der evangelische Regionalbischof Dieter Rathing verbindet die jährliche Hauptversammlung mit der ungewöhnlichen Aktion. Hintergrund ist das Themen-Jahr unter dem Motto "Zeit für Freiräume". Damit lädt die hannoversche Landeskirche ein, Routinen zu hinterfragen und sich auf Wesentliches zu besinnen. Dazu können auch Wanderungen mit einem Schäfer oder einer Imkerin beitragen, erläutert Rathing im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).
epd: Was können die Pastorinnen und Pastoren bei so einer Wanderung mitnehmen?
Rathing: Im Sprengel Lüneburg haben wir mit der Heide einen attraktiven Freiraum, den viele Menschen wahrnehmen, insbesondere zur Blütezeit. Das möchte ich auch den Pastorinnen und Pastoren gönnen. Daneben ist die Heide ein exemplarischer Entscheidungsraum für den Umgang mit Gottes Schöpfung. Wölfe gegen Schafe oder Wölfe neben Schafen? Bienen als lästige Insekten oder als Erhalter unseres Ökosystems? Als Kirche brauchen wir den Ausbruch. Ausbruch aus gewohnten Mustern, aus vertrauten Wegen, aus eingespielten Orten, aus quasi heiligen Abläufen. Um der Menschen willen.
epd: Das Jahr unter dem Motto "Zeit für Freiräume" hat seine Halbzeit schon überschritten. Wo hat es aus Ihrer Sicht etwas bewegt?
Rathing: An manchen Orten wird die "Zeit für Freiräume" leicht und spielerisch wahrgenommen: Mit einem Augenzwinkern traut man sich, "ewige" Routinen in der eigenen Arbeit probeweise einmal zu durchbrechen. Da tagt dann der Kirchenvorstand auch mal im Freien. Woanders werden die "Freiräume" zur strategischen Selbstkritik genutzt: Wo sehen wir uns in einem sklavischen Wiederholungszwang gefangen? Wo spüren wir, dass wir nicht mehr "um der Menschen willen" unterwegs sind, sondern eher im Drehen um uns selbst?
epd: Sie wollten besonders mit Menschen ins Gespräch kommen, die unter starker Arbeitsbelastung leiden. Was haben Sie dabei zum Thema "Freiräume" erfahren?
Rathing: In vielen Arbeitszusammenhängen sind die Möglichkeiten zu Freiräumen nicht so groß wie im kirchlichen Dienst. Dort werden dann Arbeitsverdichtung und oftmals wirtschaftlicher Druck noch stärker erlebt. Beeindruckt hat mich, wie selbst in einigen Pflegediensten auf die Frage nach Freiräumen "kleine Antworten" gefunden werden. Dazu gehört etwa, dass eine Pflegedienstleiterin den Dienstplan auch mit privaten Bedürfnissen abstimmt.