Startseite Archiv Nachricht vom 24. Juni 2019

Glockenschläge für gesunkene Schiffe und ertrunkene Flüchtlinge

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Harlesiel/Kr. Wittmund. In einem ökumenischen Gottesdienst ist am Sonnabend am Strand des ostfriesischen Ortes Harlesiel wieder mit Glockenschlägen an verunglückte Schiffe in aller Welt erinnert worden. Im Mittelpunkt standen dabei auch die vielen namenlosen Boote im Mittelmeer, die mit Flüchtlingen an Bord gesunken sind, sagte die Leiterin des Sielhafenmuseums im benachbarten Carolinensiel, Heike Ritter-Eden.

Im vergangenen Jahr seien weltweit 187 registrierte Schiffe mit 674 Menschen an Bord gesunken. Das schwerste Unglück habe sich am 20. September auf dem Victoriasee in Tansania ereignet. Dort sei eine völlig überladene Fähre nur 50 Meter vom Pier entfernt gesunken. Dabei starben 224 Menschen. Außerdem seien nach Schätzungen des Flüchtlingswerks der Vereinten Nationen mindestens 2.275 Menschen bei dem Versuch ertrunken, auf kleinen Booten das Mittelmeer von Libyen nach Europa zu überqueren. An sie alle wurde mit Glockenschlägen erinnert.

Die Glocke für die Schiffsandacht stammt von dem 1854 im Orkan gestrandeten Auswanderer-Segler "Johanne". Bei der Katastrophe vor der Insel Spiekeroog ertranken damals 84 Menschen. Die Inselbewohner mussten vom Strand aus das Geschehen hilflos beobachten, sagte die Museumschefin. Das Unglück war Anlass für die Gründung der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Die ausschließlich durch Spenden finanzierte Gesellschaft mit Sitz in Bremen rettete in ihrer Geschichte bereits mehr als 81.000 Menschen.

Die Carolinensieler Schiffsandacht wurde 1996 nach dem tragischen Unfall des auf Borkum stationierten Seenot-Rettungskreuzers "Alfried Krupp" ins Leben gerufen. Bei dem Versuch, einem niederländischen Seenotretter zu helfen, geriet das Schiff in eine Riesenwelle und überschlug sich. Zwei Rettungsmänner starben.

epd Landesdienst Niedersachsen-Bremen
Sea Watch rettet Fluechtlinge im Mittelmeer_Schiffe
Das private Rettungsschiff "Sea-Watch-2" bei seinem Einsatz zur Rettung von Flüchtlingen vor der libyschen Küste im Mittelmeer. Foto: Christian Ditsch (epd-Bild)