Diakoniepastor: Wohnungslosigkeit hat sich verschärft

Hannover. Das Problem der Wohnungslosigkeit hat sich aus Sicht des hannoverschen Diakoniepastors Rainer Müller-Brandes gegenüber der politischen Situation vor 25 Jahren noch verschärft. "Man muss sagen: Es ist ein noch größeres Thema geworden und beschäftigt uns zunehmend", sagte der evangelische Pastor am Donnerstag in Hannover anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Straßenzeitung "Asphalt". Müller-Brandes stellte gemeinsam mit dem "Asphalt"-Team ein Sonderheft zum Jubiläum vor. Unter dem Motto "25 Jahre - das Herz der Straße" blickt die 40-seitige hochwertig gedruckte Ausgabe auf die Anfänge des Magazins im Sommer 1994 zurück.

In mehreren Porträts stellt sie zudem die Verkäufer in den Mittelpunkt, allesamt Menschen mit geringem Einkommen. Das Heft soll zunächst anlässlich der Jubiläumsfeier gegen eine Spende abgegeben und später auf der Straße zum üblichen Preis von 2,20 Euro verkauft werden. Die Zeitung war am 28. August 1994 vom Diakonischen Werk Hannover und dem Obdachlosen-Verein "Hiob" ins Leben gerufen worden, um Armut und Wohnungslosigkeit in den Blickpunkt zu rücken.

Auch Alfred Bulmahn vom Verein "Hiob" ("Hannoversche Initiative obdachloser Bürger") zog im Blick auf die Wohnungslosigkeit eine negative Bilanz: "All die Fragen, die wir damals gestellt haben, sind heute noch aktuell." Dennoch habe sich durch "Asphalt" viel verändert, sagte Insa Becker-Wook, die das Magazin 1994 mit ins Leben rief. Viele Menschen beschäftigten sich mit dem Thema Obdachlosigkeit und lernten durch den Verkaufs des Magazins selbst Wohnungslose kennen: "Da läuft ganz viel von Mensch zu Mensch."

Trotz aller Tendenzen zur Digitalisierung werde "Asphalt" ein Print-Produkt bleiben, betonte Diakoniepastor Rainer Müller-Brandes: "Unser emotionales Spitzenprodukt ist die Begegnung auf der Straße." Diese könne nur durch persönlichen Verkauf eines gut gemachten Druckerzeugnisses entstehen. Gleichwohl werde das Magazin darüber nachdenken, ob und wie einzelne Arbeitszweige digitalisiert werden könnten.

"Asphalt" wird heute in einer monatlichen Auflage von 22.500 Exemplaren in Hannover und 13 weiteren Städten in Niedersachsen angeboten. Während der 25 Jahre wurden durch das Projekt insgesamt rund 3.000 Verkäufer unterstützt, zurzeit sind es 160. Jeder behält die Hälfte des Verkaufspreises für sich.