Himmelfahrtsgottesdienst mit Kippa
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Ditzum/Kr. Leer. Rund 350 Menschen haben am Himmelfahrtstag während des Open-Air-Gottesdienstes am Ditzumer Hafen in Ostfriesland eine Kippa getragen. Sie folgten damit einem Aufruf des evangelisch-reformierten Kirchenpräsidenten Martin Heimbucher, ein Zeichen der Solidarität mit jüdischen Menschen zu setzen. Die mitgebrachten Kippot hätten nicht ausgereicht, viele Besucherinnen und Besucher trugen ihre eigenen Kopfbedeckungen, sagte ein Sprecher am Donnerstag dem epd.
Der Kirchenpräsident bat die Christinnen und Christen, ihre Kopfbedeckungen beim Psalm am Anfang der Feier und beim aaronitischen Segen am Schluss aufzusetzen. "Das sind ja ursprünglich jüdische Texte, die uns auch im Glauben mit jüdischen Menschen in aller Welt verbinden", unterstrich Heimbucher. Er hatte zuvor betont, dass es gegenüber Antisemitismus keine Toleranz gebe. Das Tragen einer Kippa gehöre genau wie das jüdische Leben zu Deutschland. In der Bundesrepublik sei die Religionsfreiheit durch das Grundgesetz garantiert, dies gelte es zu verteidigen.
In sein Fürbittengebet schloss der Kirchenpräsident verfolgte Minderheiten mit ein: "Wir denken an Christen in Indonesien und in Nigeria, wir denken an muslimische Rohingya und Uiguren in Myanmar und China, wir denken an Jesiden im Irak und in Syrien. Wir denken aber auch an jüdische Menschen, die mitten in Europa wieder Angst haben müssen, sich zu ihrem Glauben zu bekennen. Schenke uns ein empfindsames Herz dafür und ein mutiges Bekenntnis zum Schutz der um ihres Glaubens willen Bedrängten und Verfolgten."
Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hatte am Dienstagmorgen über die Medien an die Deutschen appelliert, an diesem Sonnabend Kippa zu tragen, um Solidarität mit Juden zu zeigen und für die uneingeschränkte Religionsfreiheit und gesellschaftliche Vielfalt einzutreten. Klein hatte vor wenigen Tagen für Aufsehen gesorgt, als er Juden geraten hatte, sie sollten sich nicht überall in Deutschland mit der Kippa zeigen. Er begründete dies mit der "zunehmenden gesellschaftlichen Enthemmung und Verrohung", die ein fataler Nährboden für Antisemitismus sei. Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland hatte nach Kleins Äußerung öffentliche Zeichen der Solidarität begrüßt.
Der Gottesdienst am Ditzumer Hafen wird seit Jahren ökumenisch von den reformierten, lutherischen und katholischen Gemeinden des Rheiderlands gefeiert.
epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen