Arbeiten und Wirtschaften in Linz – eine Studienreise des KDA ins Nachbarland
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Linz/Hannover. Der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt hat für Interessierte aus Unternehmen, Gewerkschaften und Verbänden eine Studienfahrt nach Linz angeboten. Landessozialpfarrer Matthias Jung beschreibt seine Eindrücke von der viertägigen Reise.
"Europa stand nirgends im Programm und war doch überall Thema. Obdachlose, die als „Wirtschaftsflüchtlinge“ nach Österreich kamen und in Linz gestrandet sind. VOEST Alpine kocht Stahl für europäische Automobilkonzerne. Das Museum der Arbeit in Steyr beschreibt die Historie des Industriestandorts an Enns und Steyr, die im 19. Jahrhundert mit der Produktion von Waffen begann und in der sich die wechselvolle Geschichte des Kontinents wie in einem Brennglas spiegelt.
Der Geschäftsführer eines IT-Unternehmens erzählt, dass er regelmäßig mit der Bahn durch Hannover zu Kunden in Hildesheim oder Hamburg fährt. 30 Jahre ist er als Deutscher in Linz ansässig und bei der aktuellen politischen Entwicklung in Österreich froh, dass seine Kinder eine doppelte Staatsbürgerschaft haben. Nicht zuletzt erfahren wir bei einem Besuch der faszinierenden und inspirierenden Tabakfabrik, in der sich viele kleine und große Unternehmen und Verbände ansiedeln und eine konstruktiv-kreative Verbindung eingehen, dass als nächster Entwicklungsschritt die „Internationalisierung“ auf der Agenda steht.
Die Teilnehmenden der Studienfahrt nach Linz, die Laura Rinderspacher und Matthias Jung vom KDA organisiert hatten, waren begeistert von den Gesprächen mit den Menschen vor Ort und untereinander. Beim Besuch der katholischen Betriebsseelsorge „mensch & arbeit“, am Standort von VOEST Alpine angebunden ist, wurde intensiv und kontrovers darüber diskutiert, ob Kirche überhaupt im Rahmen eines Industrieunternehmens spielen kann und soll, und wenn ja, welche.
Den Anstoß zu dieser Studienfahrt gab vor längerer Zeit ein Unternehmer, der im Gespräch mit dem KDA die Auffassung vertrat: „Wenn ihr verstehen wollte, wie Wirtschaft heute funktioniert, dann müsst ihr unbedingt auch ins Ausland fahren und von dort aus auf Deutschland schauen.“
Die Fahrt hat das bestätigt: Arbeiten und Wirtschaften ist heute unauflöslich miteinander verbunden und verwoben. Alle Träume von einer nationalen Abschottung, in deren Folge es den Menschen besser geht, zerplatzen schnell nach dem Hochziehen von Zäunen.
Nikolaus Dürk, einer unserer Gesprächspartner von Xnet formulierte im Blick auf die „sharing economy“: „Sharing ist viel mehr als teilen, unser deutsches Wort ist hier ungenau. Sharing meint eigentlich: etwas gemeinsam nutzbar machen.“ Dies lässt sich auch als Vision für Europa formulieren: Europa ist mehr als die Addition von einzelnen Ländern und Regionen, Europa lebt von der Idee, dass wir gemeinsam mehr Gutes für die Menschen auf unserem Kontinent erreichen können als durch nationale Alleingänge."
Landessozialpfarrer Matthias Jung