Startseite Archiv Nachricht vom 09. Mai 2019

Osnabrücker "Seebrücke" wirbt mit Fahnenaktion für Seenotrettung

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Osnabrück. Die Osnabrücker "Seebrücke"-Initiative will mit einer Fahnenaktion in den kommenden Monaten für die Seenotrettung von Flüchtlingen im Mittelmeer werben. Eine Fahne soll für jeweils eine Woche deutlich sichtbar an öffentlichen Orten in der Stadt auf die Notwendigkeit der Seenotrettung aufmerksam machen, wie die Initiative mitteilte. Die Stadt, Kirchengemeinden, die Caritas, das Kinderhilfswerk terre des hommes, die Arbeiterwohlfahrt und die Gewerkschaften unterstützten die Aktion. Sie steht unter dem Motto "Europa humanitär - Seenotrettung jetzt!" und wird am Donnerstag vor dem katholischen Dom eröffnet.

Die Fahnenaktion schließt an einen Ratsbeschluss zum "Sicheren Hafen" aus dem August 2018 an, wie Michael Bünte von der "Seebrücke"-Initiative erläuterte. Die Stadt hatte damals angeboten, Geflüchtete aufzunehmen, die im Mittelmeer aus Seenot gerettet wurden.

Die öffentlich sichtbare Fahne solle in der Osnabrücker Bevölkerung das Bewusstsein dafür wachhalten, dass die Seenotrettung im Mittelmeer nach wie vor nahezu unmöglich sei. Weitere private und kirchliche Einrichtungen sind laut Bünte dazu aufgerufen, sich an der Aktion zu beteiligen.

Die Seenotrettungsorganisationen würden immer stärker kriminalisiert und an der Rettung von Menschen gehindert, sagte der Sprecher der Initiative. Er kritisierte, dass auch das Bundesverkehrsministerium aktuell ein Schiff der Organisation "Mare Liberum" festgesetzt habe. Gegenwärtig gebe es fast keine Rettungsschiffe mehr.

Mit dem Sommerwetter werde die Zahl der Flüchtlingsboote wieder zunehmen und damit auch die Zahl der Toten, sagte Bünte. "Von der Bundesregierung, der Europäischen Union und ihren Mitgliedsstaaten fordern wir dringend einen Mechanismus zur Verteilung der Bootsflüchtlinge, der das aktuelle würdelose Geschacher beendet."

Auch Kirche und Caritas im katholischen Bistum Osnabrück verurteilten "auf das Schärfste, dass Bemühungen zur Seenotrettung entmutigt werden sollen". Entweder müsse der Staat diese Aufgabe selbst übernehmen oder er müsse sie an nichtstaatliche Organisationen übertragen und diese dabei unterstützen, sagte Generalvikar Theo Paul: "Die grundlegenden Standards der Humanität und des Rechts dürfen niemals zur Disposition gestellt werden."

Die Aktion "Sicherer Hafen" geht auf die bundesweite "Seebrücke"-Bewegung zurück. Anlass für war Mitte 2018 die Weigerung einiger europäischer Mittelmeer-Anrainerstaaten, aus Seenot gerettete Flüchtlinge aufzunehmen. Mittlerweile haben sich nach Angaben der Bewegung bundesweit 55 Städte zu sicheren Häfen erklärt.

In Hannover geht das Bündnis "Seebrücke" derzeit ebenfalls in die Öffentlichkeit: Dort machen orangefarbene Rettungswesten an 16 Kirchtürmen auf das Schicksal von Flüchtlingen im Mittelmeer aufmerksam.

epd Landesdienst Niedersachsen-Bremen
Seenotrettung_Fluechtlinge_Boot_Sea Watch
Foto: Christian Ditsch (epd-Bild)