EKD-Ratsvorsitzender verteidigt politische Dimension von Predigten
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Hannover. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat drei Wochen vor der Europawahl die politische Dimension von Predigten in den Kirchen verteidigt. "Die Predigten sollten nie parteipolitisch sein und auch nicht die persönliche Meinung des Pfarrers zur Tagespolitik ausdrücken", sagte Bedford-Strohm dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Aber sie sollen die Grundorientierungen des christlichen Glaubens auch in politischen Dingen zum Ausdruck bringen."
Die Frage, wie die Not der Menschen politisch überwunden werden könne, "das darf nicht nur, das muss auch in den Gottesdiensten vorkommen", sagte der bayerische Landesbischof. Dies gelte auch unabhängig von der Europawahl. Als Beispiel nannte Bedford-Strohm die faktische Einstellung der EU-Mission "Sophia" im Mittelmeer: "Wenn Menschen ertrinken, weil die Seenotrettung abgeschafft wird, dann ist das auch ein Predigtthema."
Pfarrerinnen und Pfarrer sollten dem Theologen zufolge auch dazu aufrufen, am 26. Mai zur Wahl zu gehen. Schließlich handele es sich bei Europa um ein Friedensprojekt. "Deshalb muss man im Lichte christlicher Grundorientierungen stark machen, dass Völker Freundschaft schließen und zusammenarbeiten", sagte er.
Bedford-Strohm äußerte sich positiv über Spitzenkandidaten der europäischen Christdemokraten und Sozialdemokraten und der deutschen Grünen für die Europawahl, Manfred Weber (CSU), den Niederländer Frans Timmermans und Sven Giegold (Grüne), die alle erklärte Christen sind. Ihr Glaube sei "eine starke Basis, die Grundorientierung Europas ernst zu nehmen", sagte der Ratsvorsitzende der EKD, die ihren Sitz in Hannover hat. Er freue sich, "wenn gerade Christen politische Verantwortung übernehmen".
Die europäische Idee sei in der Bevölkerung derzeit wieder im Aufwind, sagte Bedford-Strohm: "Angesichts der rechtspopulistischen Tendenzen sind mehr und mehr Leute dabei, sich deutlich für demokratische Werte zu engagieren." Umgekehrt seien die Stimmen in Deutschland, die sich gegen die EU wenden, in der Defensive. Es kehrten zum Beispiel viele Bürger der AfD den Rücken, weil sie mit rechtsextremen Tendenzen in der Partei nichts zu tun haben wollten.
epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen