Kirchen rücken im Brexit-Chaos zusammen
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Hannover. Landesbischof Ralf Meister setzt im Brexit-Chaos auf enge Bande zu den Christinnen und Christen in Großbritannien. Aus seiner Sicht wäre es ein "Geschenk", wenn die vollständige Kirchengemeinschaft der Kirche von England mit den evangelischen Kirchen in Deutschland erreicht würde. "Das ist eine theologische Frage, und wir sind dabei Fenster und Türen zu öffnen, so dass sich am Ende ein anglikanischer Pastor problemlos auf eine Pfarrstelle in Deutschland und eine Pastorin aus einer EKD-Kirche in England bewerben kann", sagte Meister.
epd: Herr Landesbischof Meister, als Ko-Vorsitzender der Meissen-Kommission engagieren Sie sich für die Partnerschaft der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) mit der Kirche von England. Wie blicken die Glaubensgeschwister in Großbritannien auf das Brexit-Chaos?
Ralf Meister: Sie sind zunehmend verzweifelt. Seit einigen Monaten bemüht sich die Kirche von England um die Versöhnung einer zutiefst gespaltenen Gesellschaft. Das findet Ausdruck in einer typisch englischen Einladung, die die Erzbischöfe von York und Canterbury, John Sentamu und Justin Welby, vor wenigen Tagen ausgesprochen haben. Sie lautet: Sammelt Menschen zum Tee und zum Gebet. Da geht es nicht darum, wer für und wer gegen den Brexit ist, sondern einzig um Versöhnung und Miteinander.
Wie konnte es soweit kommen?
Ich verstehe es nicht. Was in den vergangenen Wochen passiert ist, das ist völlig absurd. Wie kann sich eine politische Elite in einem zutiefst demokratischen Land soweit von den Belangen eines funktionierenden Staates und den Interessen der Bevölkerung entfernen? Es ist ein politisches Desaster, in dem Eitelkeiten, Narzissmus und Missgunst innerhalb der politischen Klasse die Oberhand gewonnen haben über besonnene Diplomatie und das Gemeinwohl einer Nation.
Können sich die Kirchen der politischen Trennung entgegenstellen?
Eine erste Antwort darauf ist ganz fromm: Ja, sie können gemeinsam beten. Und dann geht es auf Ebene der Kirchenleitungen gleichzeitig um die Intensivierung der bestehenden Beziehungen und die Gründung neuer Partnerschaften. Konkret streben die Diözese von Leeds und die hannoversche Landeskirche eine Partnerschaft an. Und es wäre aus meiner Sicht ein Geschenk, wenn wir die vollständige Kirchengemeinschaft der Kirche von England mit den evangelischen Kirchen in Deutschland erreichen würden. Das ist eine theologische Frage, und wir sind dabei Fenster und Türen zu öffnen, so dass sich am Ende ein anglikanischer Pastor problemlos auf eine Pfarrstelle in Deutschland und eine Pastorin aus einer EKD-Kirche in England bewerben kann.
epd Landesdienst Niedersachsen-Bremen