„Künstliche Intelligenz ist ein überladener Begriff“ – Studientag der religionspädagogischen Lehrkräfte im Sprengel Osnabrück
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Osnabrück. Es konnte nur ein Auftakt sein. Für den allerdings sortierte Prof. Dr. Joachim Hertzberg vom Institut für Informatik an der Universität Osnabrück die Begriffe Künstliche Intelligenz (KI) und Digitalisierung erst einmal gründlich. „Künstliche Intelligenz ist ein überladener Begriff“, so Hertzberg und machte gleich zum Einstieg deutlich, dass das Thema auf unterschiedlichen Ebenen und mit unterschiedlichem Anspruch diskutiert werde. Immer abhängig davon, ob in der Praxis und im öffentlichen Diskurs oder in der Wissenschaft über Künstliche Intelligenz geredet werde.
„Die Geschichte der KI ist eine Geschichte der Unterschätzung des Problems“, betonte der Professor. Hertzberg ist zugleich Leiter des Forschungsbereichs „Planbasierte Robotersteuerung“ am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) mit Außenstelle am InnovationsCenterOsnabrück (ICO). Unter dem Motto „Ideen begegnen“ versteht sich das ICO als Ort für innovative und technologieorientierte StartUps. Ein guter Ort auch für den Austausch der religionspädagogischen Lehrkräfte an den Berufsbildenden Schulen des Sprengels Osnabrück, zu dem die Landessuperintendentin einmal im Jahr einlädt.
Maschinelles Lernen und autonomes Handeln
Sie sei „richtig neugierig“ sagte Birgit Klostermeier und dankte Pastorin Nicole Beckmann (Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt, KdA Hannover) und Schulpastorin Johanna Schröder für deren Initiative und Vorbereitung. Zwanzig Religionspädagogen folgten konzentriert Hertzbergs Ausführungen über die rasante Entwicklung von maschinellem Lernen, über die Fragen von autonomem – im Sinne von „vollautomatischem“- Handeln und der möglichen Zukunft der KI. Die Erfolge beim maschinellen Lernen bestimmen im öffentlichen Diskurs die Wahrnehmung der KI als „Allheilmittel“ einerseits und „Bedrohung“ andererseits.
Künstliche vs. biologische Intelligenz
Ganz klar machte Professor Hertzberg die Unterscheidung zwischen biologischer und künstlicher Intelligenz. Die KI könne kombinatorisch komplexe Probleme oder wissensintensive Probleme lösen (Sprach- und Navigationssysteme). An Grenzen stoße die KI allerdings bei der integralen Wahrnehmung, dem Einordnen und Verstehen von Situationen. „KI besiegt schon lange den Schachweltmeister, aber KI kann kein Auto sicher über den Neumarkt steuern. Und das dauert auch noch“, ist Hertzberg überzeugt. Im Gegensatz zur künstlichen greife die biologische Intelligenz auf evolutionäres Erfahrungswissen und emotionale Intelligenz zurück.
Grundsatzfrage Menschenbild
„Wo wollen wir, dass die KI uns hinführt?“ forderte Hertzberg zur bewussten Teilnahme am Diskurs und Austausch auf. Der drehte sich bei den Religionspädagogen um die grundsätzlichen Fragen nach der Selbstbestimmung, der Kontrollinstanz bei Big Data und der Frage nach ethischen Kategorien für KI.
Bei einer Führung durch das InnovationsCenterOsnabrück gab es von Prokurist Thomas Büdden Hintergrundinformationen zur StartUp-Kultur in der Region, zur Kooperation mit Hochschule und Universität und dem Selbstverständnis des ICO. Den Nachmittag prägten intensive Workshops zur Vorbereitung auf die künftige Arbeitswelt, zum Menschenbild und dem „Kollegen Roboter“. Das Menschenbild griff Landessuperintendentin Dr. Birgit Klostermeier bei dem geistlichen Abschluss wieder auf. Menschliches Leben habe auch mit Reife und Wachstum zu tun, mit Schuld und Vergebung, betonte sie. Und das sei etwas Anderes als das auf Statistiken basierte Lernen künstlicher Intelligenz.