Regionalbischöfe bei der Grünen Woche in Berlin
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Berlin. „Das Dilemma von gut und günstig“ war kürzlich ein Thema auf der Grünen Woche in Berlin. Die Marketinggesellschaft der niedersächsischen Land- und Ernährungswirtschaft hatte zu der Zukunftswerkstatt 2019 eingeladen. Mit dabei waren zwei Regionalbischöfe der hannoverschen Landeskirche, Hans Christian Brandy (Stade) und Dieter Rathing (Lüneburg).
Mehr als 70 Prozent der Lebensmittel werden in Deutschland in den sogenannten Mittel- und Niedrigpreissegmenten angeboten. „Und das in Top-Qualität“, unterstreicht die Marketinggesellschaft. Die Erwartungen der Verbraucher in diesen Segmenten orientierten sich gleichwohl an den Wünschen der Premium-Kunden. Eine Folge: Viele Bauern und Lebensmittelhersteller sind frustriert über bescheidene Gewinne und damit mangelnde Wertschätzung ihrer Arbeit.
Die Motive für das Kaufverhalten von Lebensmittelkonsumenten stellte Wolfgang Adlwarth in einem Impulsvortrag dar. Der Marktforscher skizzierte aktuelle Wertetrends unter den Stichworten Vergnügen, Verantwortung und Vereinfachung. Gegen die kommunikative Entfremdung von Stadt und Land, wandte sich Andreas Möller in seinem Beitrag. Der Autor des Buches „Zwischen Bullerbü und Tierfabrik“ erinnerte an einen grundlegenden Wandel: Waren nach dem Zweiten Weltkrieg noch rund 50 Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig, seien es heute 1,4 Prozent. „Wir leben von medialisierten Naturbildern, die Erfahrung ist verloren gegangen“, beschrieb der Historiker den „kollektiven Erfahrungsverlust“. Aufgabe der Öffentlichkeitsarbeit sei es, „Menschen zu zeigen, die hinter dem Produktionsprozess stehen“.
Auch deshalb sind Hans Christian Brandy die jährlichen Treffen von Kirche und Landwirtschaft im Sprengel Stade wichtig. „Ich möchte hier auf der Grünen Woche Kontakte pflegen und das Gespräch intensivieren“, erläuterte Brandy sein Anliegen. Landessuperintendent Dieter Rathing ging es in Berlin darum, die Sorgen und Nöte von Menschen in der Landwirtschaft wahrzunehmen und sich im Blick auf ethische Themen wie das Tierwohl auf den aktuellen Stand bringen zu lassen. Mit Dorit Stehr, im niedersächsischen Landwirtschaftsministerium für den Tierschutz zuständig, war sich der Regionalbischof einig: „Ich finde, es sollte verboten sein, mit Billigfleisch zu werben.“ Allerdings äußerte Rathing nach seinem Rundgang durch die Messehallen auch Kritik an der Grünen Woche: „Die wirklichen Alternativen zur konventionellen Landwirtschaft fehlen hier.“
Öffentlichkeitsarbeit Religionspädagogisches Institut