Startseite Archiv Nachricht vom 07. März 2018

Handreichung Notfallseelsorge erschienen - Hilfsmittel mit engem Praxisbezug

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Hannover. Das Zentrum für Seelsorge (ZfS) in Hannover hat jetzt eine Handreichung zur Notfallseelsorge herausgegeben, die Ende Februar an alle Superintendentinnen und Superintendenten sowie an die Kirchenkreisbeauftragten in der hannoverschen Landeskirche verschickt wurde. „Diese Handreichung soll Anlass sein, über die Notfallseelsorge neu ins Gespräch zu kommen“, sagt der landeskirchliche Beauftragte Joachim Wittchen vom ZfS. „Sie ist ein Hilfsmittel für Kirchenkreise, ihr jeweils eigenes Notfallseelsorgesystem genauer anzuschauen und bei Bedarf zu verbessern.“

Holger Grünjes, Superintendent im Kirchenkreis Burgwedel-Langenhagen im Sprengel Hannover, und Pastor Paul-Martin Gundert, Notfallseelsorge-Beauftragter im selben Kirchenkreis, sind froh über die Broschüre: „Eine solche Handreichung war überfällig“, sagt Superintendent Grünjes. Paul-Martin Gundert, seit 2010 Beauftragter für Notfallseelsorge, hebt den praktischen Aspekt hervor: „Die Stärke der Handreichung ist es, dass sie die Vergleichbarkeit der Modelle herstellt – jeder Kirchenkreis kann anhand der Kriterien entscheiden, welches Dienstmodell zu ihm passt.“

Auf 32 Seiten im handlichen A5-Format informiert die Broschüre aus dem Zentrum für Seelsorge über Inhalte, Organisationsformen, Mitarbeit und Zusammenarbeit in der Notfallseelsorge und im Katastrophenschutz. „Aus den Kirchenkreisen hat es zu diesen Aspekten immer wieder Anfragen gegeben“, berichtet Joachim Wittchen, der die Handreichung in Zusammenarbeit mit den zehn Sprengelbeauftragten konzipiert und erarbeitet hat. Unter anderem sind es die Anforderungen des Seelsorgegeheimnisgesetzes, die Einbindung von ehrenamtlich Mitarbeitenden und die Inhalte und Formate der notwendigen Aus- und Fortbildungen, die vor Ort zu Fragen führen – die neue Broschüre gibt darauf klare Antworten mit engem Praxisbezug.

„Hintergrund dieser Handreichung sind auch die Veränderungen, die sich aus dem jungen Arbeitsfeld der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) in Niedersachsen heraus ergeben“, sagt Martin Bergau, Direktor des Zentrums für Seelsorge. Ihm ist es ein Anliegen, dass die Handreichung in einem
kontinuierlichen Prozess Veränderungen in Kirche und Gesellschaft aufgreift: Er freue sich auf Rückmeldungen aus den Superintendenturen und von den Kirchenkreis-Beauftragten.

Pastor Paul-Martin Gundert, ein unermüdlicher Streiter für die Notfallseelsorge, hat in den zurückliegenden Monaten im Kirchenkreis Burgwedel-Langenhagen deutliche Veränderungen wahrgenommen: „Für die jüngeren Kolleginnen und Kollegen, die neu in unseren Konvent gekommen sind, ist es eine Selbstverständlichkeit, sich aktiv an der Notfallseelsorge zu beteiligen – sie wissen, dass das zu unseren Kernaufgaben gehört“, berichtet er. Während es in früheren Jahren oftmals schwierig war, die Dienstpläne für Notfalleinsätze zu füllen, freut sich der Beauftragte heute über eine Abdeckung von 80 Prozent. Zu dieser Entwicklung beigetragen haben sicher auch die organisatorischen Verbesserungen, die im Kirchenkreis Burgwedel-Langenhagen umgesetzt wurden: Alle Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger verfügen heute über eigenes Einsatzmaterial und eine Mobilnummer zur Alarmierung – es müssen keine NFS-Koffer mehr von Pfarramt zu Pfarramt gefahren werden. Und es gibt einen Hintergrunddienst, der im Verhinderungsfall einspringt – eine deutliche Entlastung für alle Beteiligten.

Auch über eine weitere aktuelle Entwicklung freuen sich sowohl Joachim Wittchen als auch Holger Grünjes und Paul-Martin Gundert: Notfallseelsorge ist weiblicher geworden. Waren noch vor wenigen Jahren Notfallseelsorger ganz überwiegend männlich, hat sich das Bild heute gewandelt: „Gerade jüngere Kolleginnen sind dabei und sie wissen genau, was sie wollen und was sie können – sie sind richtig gut“, berichtet Paul-Martin Gundert. Superintendent Holger Grünjes sieht das genauso; ihn beeindrucken die Verlässlichkeit und Überzeugung, mit der sich auch Pastorinnen mit kleinen Kindern am Notfallseelsorgesystem beteiligen.

„Ein funktionierendes Notfallseelsorgesystem ist immer auch Ausdruck einer funktionierenden Dienstgemeinschaft“, sind Grünjes und Gundert überzeugt – der Kirchenkreis Burgwedel-Langenhagen ist offensichtlich auf einem guten Weg. Natürlich bleibt dabei auch das Ziel einer 100-prozentigen Besetzung des NFS-Einsatzplanes im Blick.

Zentrum für Seelsorge
Handreichung NFS 2
Superintendent Holger Grünjes, Kirchenkreisbeauftragter Paul-Martin Gundert und Joachim Wittchen im Gespräch über die Handreichung (v.l.). Bild: Andrea Hesse

Meist still und unbemerkt von der Öffentlichkeit

Träger der Notfallseelsorge in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers sind die Kirchenkreise. Sie arbeiten mit verschiedenen Dienstmodellen: Im Kirchenkreis Burgwedel-Langenhagen ist es das sogenannte Tagesdienstmodell. In einem Online-Kalender tragen sich Pastorinnen und Pastoren für einzelne Tage (und Nächte) ein und übernehmen Notfalleinsätze, falls das jeweils zuständige Pfarramt nicht erreichbar oder verhindert ist. Die Alarmierung erfolgt über die Rettungsleitstelle der Region Hannover; die dort Mitarbeitenden haben Zugriff auf den Online-Kalender und die darin hinterlegten Mobilnummern für die Alarmierung.

14 Pastorinnen und Pastoren und ein Ehrenamtlicher beteiligen sich am Notfallseelsorgesystem des Kirchenkreises Burgwedel-Langenhagen; sie decken rund 80 Prozent aller Tage und Nächte im Jahr ab. Mehr als 80 Prozent der Einsätze verlaufen still und unbemerkt von der Öffentlichkeit: Die Seelsorgerinnen und Seelsorger stehen Menschen bei, denen die Polizei die Nachricht vom Tod eines Angehörigen überbringen muss. Für sich selbst können die Mitarbeitenden in der Notfallseelsorge jederzeit kollegiale Beratung oder Supervision in Anspruch nehmen.

2017 war aus Sicht der Notfallseelsorge im Kirchenkreis Burgwedel-Langenhagen ein relativ ruhiges Jahr: In seiner Statistik führt der Kirchenkreisbeauftragte Paul-Martin Gundert 14 Einsätze auf, darunter elf im innerhäuslichen Bereich. Elf der Einsätze wurden von Notfallseelsorgerinnen und -seelsorgern übernommen, drei vom jeweiligen Gemeindepfarramt.

Über Rückmeldungen zur neuen Handreichung Notfallseelsorge freut sich Joachim Wittchen vom Zentrum für Seelsorge. Der landeskirchliche Beauftragte für Notfallseelsorge ist zu erreichen unter joachim.wittchen@evlka.de oder 0511 79 00 31-17.