Ein Potentiale-Sucher mit Sinn für das Verrückte
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Hildesheim. „Du hast mich geprägt“, dieses Wort zog sich zum Abschied von Kirchenkreis-jugendwart Dietrich Waltemate durch die Erinnerungen von Wegbegleitern, Kolleginnen, Jugend-mitarbeiterinnen und Freunden. In der Martin-Luther-Kirche wurde er vor 33 Jahren als Jugenddiakon eingeführt, am gleichen Ort wurde er jetzt mit einem Gottesdienst in den Ruhestand verabschiedet.
Geprägt hat er zum Beispiel Heiko Zufall, im Jahr 1988 einer der ersten Praktikanten Dietrich Waltemates und inzwischen selbst Kirchenkreisjugendwart in Holzminden-Bodenwerder. Gemeinsam arbeiteten beide damals an dem Zirkusprojekt Mima, lernten voneinander und übten selbst während der Besprechungen Jonglieren. Viele Anwesende in der voll besetzten Kirche hatten Erinnerungen an den Zirkus, an dieses besondere Gruppengefühl, an Übernachtungen in ungeheizten Kirchen, die trotzdem zum Zuhause wurden, sobald der Schlafsack ausgerollt war.
„Wir sind schuld“, bekannten sich Burkhard Schmidt und Jörg Buchholz, die vor 33 Jahren mitentschieden, als es um die Neubesetzung der Stelle des Jugenddiakons ging. Eigentlich war schon klar, der Quereinsteiger mit handwerklicher Ausbildung sollte es sein. Trotzdem wurde lange diskutiert, das gehörte in der Zeit der Friedensdemos und Anti-Pershing-Buttons eben dazu.
Auch mal das Verrückte wagen und darauf vertrauen, dass es klappt, das habe sie von ihrem Kollegen Dietrich Waltemate gelernt, sagte Diakonin Katrin Bode. Auf großen gelben Zetteln zeichnete er vor Jugendcamps seine Ideen für Installationen. Sie habe zwar meist nicht verstanden wie, aber sie funktionierten immer.
Ein „Potentiale-Sucher“ sei der Jugenddiakon gewesen, habe für alle jungen Menschen einen Platz gefunden und ihnen aus dem Hintergrund den Rücken gestärkt, sagte Pastor Peter Noß-Kolbe. Ab und zu habe sich wohl mancher in der Kirche die Jugendarbeit ein bisschen konventioneller und gesitteter gewünscht, doch letztlich habe der Kirchenkreis immer hinter seinem Jugenddienst gestanden. Der stellvertretende Superintendent nahm die offizielle Entpflichtung vor, den Gottesdienst leitete Kirchenkreisjugendpastorin Christiane Schiwek, die Band „Wegweiser“ machte Musik.
Dietrich Waltemate verfolgte den Gottesdienst ungewohnt ernst, doch als der formelle Teil überstanden war, es an die herzlichen Glückwünsche und Umarmungen ging, zeigte er wieder sein strahlendes Lächeln. An seiner Seite waren seine Frau Hannelore und die Familie, die während seiner Berufstätigkeit so oft zurückstehen mussten. Zusammengezählt fünf Jahre während seiner Amtszeit habe Dietrich Waltemate auf Zirkustouren, in Jugendcamps und auf Freizeiten verbracht, hatte Peter Noß-Kolbe ausgerechnet. Den Ruhestand könne er sich noch nicht so recht vorstellen, sagte Waltemate: „Aber ich mache mir über meine Zukunft keine Sorgen. Macht ihr das auch nicht.“
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