Johan Tahon gewinnt Kunstwettbewerb der Landeskirche Hannovers
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Hannover (epd). Der belgische Künstler Johan Tahon (51) ist aus einem Skulpturen-Wettbewerb der hannoverschen Landeskirche zum Verhältnis von Juden und Christen als Sieger hervorgegangen. Tahon habe sich intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt, sagte die Präsidentin des Landeskirchenamtes, Stephanie Springer, am Mittwoch vor der Synode, dem Kirchenparlament, in Hannover. Die evangelische Landeskirche hatte im vergangenen Jahr Künstler dazu aufgerufen, Entwürfe zum Thema "ecclesia und synagoga" ("Kirche und Synagoge") vorzulegen. Damit sollte eine vor drei Jahren beschlossene Verfassungsänderung versinnbildlicht werden.
"Bildende Kunst ist immer eine Sprache der Kirche gewesen", sagte Springer. Tahons Entwurf für eine Bronze-Skulptur stelle in der Tradition der mittelalterlichen Ikonografie Kirche und Synagoge als zwei Frauen dar, die mit einer Bibel oder einer Tora in der Hand die beiden Religionen verkörperten. Diese Symbolik sei in der Vergangenheit oft missbraucht worden, um das Judentum in Form einer alten Frau mit einer zerbrochenen Tora-Rolle neben einer strahlenden Königin der Christenheit zu diffamieren. Die neue Skulptur solle statt einer Theologie der Verachtung einen Dialog auf Augenhöhe zwischen Juden und Christen verkörpern.
Die Skulptur mit den beiden lebensgroßen Frauen soll am 4. Mai 2017 enthüllt werden. Sie solle ihren Platz in Hannover zwischen der Neustädter Hof- und Stadtkirche und der in der Reichspogromnacht 1938 abgebrannten Synagoge finden, erläuterte Springer.
Das Landeskirchenamt hatte im vergangenen Jahr insgesamt sechs Künstler aus Europa und Israel um Entwürfe gebeten. In der Jury saßen unter anderem die Direktorin des Niedersächsischen Landesmuseums in Hannover, Katja Lembke, sowie der hannoversche Rabbiner Gabor Lengyel. Für die Herstellung der Skulptur werden laut Springer rund 30.000 Euro benötigt. Insgesamt rechne die Kirche mit Kosten von rund 50.000 Euro.
Die Synode hatte im Jahr 2013 einstimmig beschlossen, einen neuen Passus am Beginn der Kirchenverfassung zu verankern. Darin heißt es, die Kirche sei "durch Gottes Wort und Verheißung mit dem jüdischen Volk verbunden". Der Text nimmt auch Bezug auf den Antisemitismus der NS-Zeit.