Stiftung stellt neue Biografie über Bischof Hanns Lilje vor
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Hannover. Eine neue Biografie schildert auf 140 Seiten das Leben und Wirken des ehemaligen hannoverschen Landesbischofs Hanns Lilje (1899-1977). Autor des im Berliner Wichern-Verlag erschienenen Buches "Hanns Lilje. Ein frommer Weltbürger" ist der evangelische Pfarrer und frühere NDR-Redakteur Ralph Ludwig, wie die Hanns-Lilje-Stiftung mitteilte. Liljes Todestag jährt sich am 6. Januar 2017 zum 40. Mal. Der Geschäftsführer der Stiftung, Professor Christoph Dahling-Sander, stellte das Werk am Donnerstag in Hannover gemeinsam mit dem Autor und dem früheren hannoverschen Landesbischof Horst Hirschler vor.
Lilje habe 1933 zunächst die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten als Chance für die Kirche begrüßt, sagte Dahling-Sander dem epd am Rande der Veranstaltung. "Als er dann sah, was für eine verquere politische Dimension dahinter stand, wurde er wach." Fortan habe sich Lilje für die kirchliche Opposition gegen die Nazis engagiert. Deswegen saß er vom 19. August 1944 bis Kriegsende in Berlin und Nürnberg in Haft. Im Gefängnis schrieb er sein berühmtes Buch "Im finstern Tal", das im Lutherischen Verlagshaus Hannover jetzt zum 40. Todestag neu aufgelegt wurde.
Das Buch erfuhr zahlreiche Auflagen und wurde in mehrere Sprachen übersetzt. "Es traf den Nerv der Nachkriegszeit", sagte Dahling-Sander. "Er hat durchaus selbstkritisch von seiner Haft gesprochen, ohne anzuklagen. Und er hat damit einen Weg eröffnet, sich mit dem Nationalsozialismus auseinanderzusetzen."
Auch seine internationalen Kontakte hätten Lilje geholfen, eine kritische Haltung zur NS-Ideologie zu finden, erläuterte Dahling-Sander. Lilje war ab 1935 Generalsekretär des Lutherischen Weltkonvents.
Die neue Biografie blende die heiklen Stellen in Liljes Leben nicht aus, sagte der Geschäftsführer. Dazu gehört auch sein umstrittener Artikel "Der Krieg als geistige Leistung" aus dem Jahr 1941. Kritiker warfen ihm später vor, damit habe er den Krieg verherrlich - Lilje selbst bestritt dies. "Er hat versucht, Soldaten, denen der Tod vor Augen stand, Mut zuzusprechen", sagte Dahling-Sander.
1947 wurde Lilje Landesbischof in Hannover und übte dieses Amt bis 1971 aus. Seine Haft machte ihn im In- und Ausland glaubwürdig. Als begabter Redner und Schreiber baute er Kontakte zu Politik und Wirtschaft auf, erhielt Orden und Ehrendoktorwürden und wurde zu einem der einflussreichsten evangelischen Kirchenmänner der Nachkriegszeit in Deutschland. Dahling-Sander charakterisierte ihn als fromm und weltoffen, konservativ lutherisch geprägt und zugleich ökumenisch aufgeschlossen.
epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen