Landesbischof Meister warnt am Bußtag vor Selbstgerechtigkeit
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Hannover. Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat am Buß- und Bettag vor Selbstgerechtigkeit und dem Verurteilen anderer gewarnt. "Oft ist es eine ganze Gruppe von Menschen, die einen Einzelnen verurteilt", sagte der evangelische Bischof am Mittwoch im einem Gottesdienst in Hannover. Der Selbstwert von Einzelnen steige offenbar, wenn sie sich einer Gruppe von moralisch Überlegenen zugehörig fühlten, sagte er in der zentralen Marktkirche. "So entsteht die empörte und wütende Öffentlichkeit."
Eine solche Gruppe könne im Kleinen aus der Familie oder den Schulkameraden bestehen, im Großen aus den Bewohnern einer Stadtgemeinde oder einem breiten Strom der Öffentlichkeit, vor allem in den sozialen Netzwerken, mahnte der Bischof laut Redemanuskript. Häufig trete an die Stelle der eigenen Schulderkenntnis die Schuldzuweisung und an die Stelle der eigenen Besserung die vermeintliche Verbesserung des anderen. "Dabei bleiben Moralpredigten eine der ineffizientesten Wege in der Erziehung."
Meister listete in seiner Predigt Menschen auf, die nach dem Verständnis mancher Buße üben müssten: Donald Trump, Recep Erdogan oder Lutz Bachmann - und der Bischof ergänzte: "Und ich." Der Buß- und Bettag rufe zuallererst zur Selbstbesinnung und Einsicht in das eigene sündhafte Denken und Tun auf und dazu, nach der eigenen Verantwortung vor den Menschen und vor Gott zu fragen. "Erst wenn ich dieses Glaubensstück wiedergewinne, dass Gott mich richtet, dass er auch andere richtet, kann ich befreit Abstand nehmen von meinem Wahn, ich müsste andere richten", sagte er.
epd-Landesdienst Niedersachsen-BremenLandesbischof Ralf Meister; Bild: Jens Schulze