Straßenmagazin-Verkäufer reisen nach Rom
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Hannover/Rom. Klaus Ludewig und fünf weitere Verkäufer des sozialen Straßenmagazins "Asphalt" in Niedersachsen fliegen am Donnerstag zum Papst nach Rom. Von Freitag bis Sonntag empfängt Franziskus zum Abschluss des "Jahres der Barmherzigkeit" 6.000 Obdachlose und arme Menschen aus der ganzen Welt zu einer Audienz und einer Messe. Für Ludewig, der keine eigene Wohnung mehr hat und in einer therapeutischen Einrichtung lebt, ist es die erste Reise seines Lebens. "Ich bin unsicher, nervös, aber freue mich sehr", sagte der 57-Jährige am Montag in Hannover.
Bezahlt wird die Fahrt der Verkäufer des auch von der evangelischen Kirche getragenen Magazins von der Diakonie in Niedersachsen. "Wir finanzieren die Reise zu diesem Papst, weil er sich für die Bekämpfung von Armut einsetzt", erläuterte der Referent für Wohnungslosenhilfe der Diakonie, Peter Szynka. Der katholische oder christliche Glaube ist keine Voraussetzung für eine Teilnahme an der Aktion "Fratello" (Bruder).
"Bei dieser Wallfahrt mit dem Treffen mit Papst Franziskus dürfen von der Gesellschaft ausgeschlossene Menschen in besonders schwierigen Lebenslagen entdecken, dass sie einen Platz im Herzen Gottes und der Kirche haben", heißt es von der Vereinigung "Fratello", die Veranstaltungen mit Menschen am Rande der Gesellschaft organisiert. Nicht nur für Ludewig ist die Teilnahme etwas Ungewöhnliches. "Viele unserer Verkäufer haben eine Scheu, sich auf eine so große Reise einzulassen", erläuterte Asphalt-Geschäftsführer Reent Stade. "Viele leben sehr für sich, sehr eingeigelt."
Diakonie und Asphalt schicken zwei Frauen und vier Männer nach Rom. "Was sie eint, ist dass sie alle in ihrer Biografie einen Bruch erlebt haben, der sie aus der Bahn geworfen hat und dass sie in einer Armutssituation leben", sagte Stade. Klaus Ludewig hatte mal eine eigene Wohnung. Er hat in einer Gärtnerei und im Straßenbau gearbeitet, erzählte er. Dann kamen Krankheit, falsche Freunde und der Alkohol. Eines Tages habe er vor dem Spiegel gestanden und sich gesagt: "Entweder du machst etwas oder du säufst dich tot", berichtete er. Schließlich habe er wieder Tritt im Leben gefasst.
Auf dem Programm der Papst-Reise stehen auch Bibelarbeiten und eine Stadtbesichtigung. Andere Menschen und deren Glauben kennenzulernen, interessiere ihn genauso, wie den Papst zu erleben, sagte der evangelische Christ Ludewig. Im Fernsehen nehme er Franziskus als offenen Menschen wahr, der auch mal mit anderen Fußball spielen würde. "Das macht Hoffnung." Sich für das Oberhaupt der katholischen Kirche in Schale zu werfen, könne er sich allerdings nicht leisten. Doch er sei überzeugt: "Ob Krawatte, Anzug oder nicht - ihn interessiert nur der Mensch."
epd-Landesdienst Niedersachsen-BremenBild: Straßenmagazin Asphalt