Luther-Statue werden am 9. November die Augen verbunden
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Hannover. Theologen aus Hannover wollen der Luther-Statue vor der Marktkirche am 9. November in Erinnerung an die Reichspogromnacht 1938 symbolisch die Augen verbinden. Der Reformator Martin Luther (1483-1517) und die Kirche seien blind in ihrer Haltung gegenüber den Juden gewesen, kritisierten die Marktkirchengemeinde und das evangelische "Haus kirchlicher Dienste" am Montag in Hannover. Luther habe insbesondere in seinen späten Schriften das Judentum diffamiert und dämonisiert.
Während der Feiern zum 500. Reformationsjubiläum würden Luthers judenfeindliche Schriften erstmals von einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommen, erläuterten Marktkirchenpastorin Hanna Kreisel-Liebermann und die kirchliche Beauftragte für Kirche und Judentum, Professorin Ursula Rudnick. Beide wandten sich gegen den "derzeit aufbrechenden Antisemitismus in Deutschland".
Landesbischof Ralf Meister unterstützt die Aktion. "Während des Jubiläums müssen wir uns davor hüten, Luther blind zu verehren", sagte er. Der historische Blick erfordere eine kritische Distanz zu bestimmten Haltungen des Reformators. Zu Recht habe die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) die Judenfeindschaft Luthers als "Widerspruch zum Glauben an den einen Gott" eindeutig verurteilt. Die Kirche stehe heute in der Verantwortung, "die Beziehung zu unseren jüdischen Geschwistern zu vertiefen".
Am 9. November wird überall in Deutschland an die Zerstörung der Synagogen durch die Nationalsozialisten erinnert. Wissenschaftler gehen davon aus, dass bei der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 mehr als 1.300 Menschen getötet und mindestens 1.400 Synagogen in Deutschland und Österreich stark beschädigt oder zerstört wurden. Das öffentliche Leben der Juden in Deutschland kam danach völlig zum Erliegen.
epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen