Startseite Archiv Nachricht vom 14. September 2016

Ex-EKD-Ratschef Kock: Burka-Debatte schafft erst die Probleme

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Köln. Der ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Manfred Kock kritisiert die Debatte über Verschleierungen islamischer Frauen in Deutschland.

«Die Frage von Burka und Burkini hat nichts mit realen Integrationsproblemen zu tun, im Gegenteil», sagte der Theologe dem Evangelischen Pressedienst (epd): «Durch die Art und Weise, wie bei uns darüber diskutiert wird, schaffen wir erst die Probleme.»

   «Wenn diese Kleidung nicht ständig durch die öffentliche Aufmerksamkeit zu einer Bekenntnisfrage gemacht würde, hätten sich viele muslimische Mädchen längst davon verabschiedet, sich zu verschleiern oder Kopftücher zu tragen», vermutet der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Sie wollten genauso modern sein wie andere Teenager und junge Frauen. «Hier sollte man nicht mit Verboten kommen», betonte der ehemalige Präses der rheinischen Kirche, der am Mittwoch 80 Jahre alt wird.

   Die Innenminister der Unionsparteien hatten in ihrer im August vorgestellten «Berliner Erklärung» ein Verbot der Vollverschleierung in bestimmten Bereichen gefordert. Einschränkungen sollen demnach etwa im öffentlichen Dienst, vor Gericht und im Verkehr sowie in Schulen und Kitas gelten. Die CSU will das Tragen von Burka und Niqab in der Öffentlichkeit verbieten, «wo immer dies rechtlich möglich ist».

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen
Frauen mit Burka, Bild: epd-bild

Manfred Kock

Köln. Der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und frühere rheinische Präses Manfred Kock wird am Mittwoch (14. September) 80 Jahre alt. Kock war von 1996 bis 2003 Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. Von 1997 bis November 2003 stand er als EKD-Ratsvorsitzender an der Spitze der 22,3 Millionen Protestanten in Deutschland.

   Wichtige Themen seiner Amtszeit waren neben dem ökumenischen Dialog und dem Verhältnis von Christen und Juden die Friedensethik und die Medizin- und Bioethik sowie die Zuwanderung und der Wandel des Sozialstaates. Er galt in seinen kirchlichen Leitungsämtern stets als ausgleichender Moderator.

   Geboren wurde Kock am 14. September 1936 in Burgsteinfurt im Münsterland. Nach dem Abitur studierte er Theologie in Bielefeld-Bethel, Münster und Tübingen. In einer Bergarbeitergemeinde in Recklinghausen trat er 1962 seine erste Pfarrstelle an. Kock wechselte 1970 als Jugendpfarrer nach Köln, wo er bis heute mit seiner Frau Gisela lebt. Er wurde Gemeindepfarrer, später Superintendent, und rückte schließlich 1988 an die Spitze des Kölner Stadtkirchenverbands.

   Nach dem plötzlichen Tod des damaligen rheinischen Präses Peter Beier wurde er 1996 zum leitenden Geistlichen der Evangelischen Kirche im Rheinland gewählt. Im November 1997 folgte überraschend auch seine Wahl zum Vorsitzenden des Rates, des höchsten Entscheidungsgremiums der EKD. Von 1988 bis 1992 und von 1994 bis 1998 war Kock Synodenpräses der Evangelischen Kirche der Union (EKU).

   Der Theologe hatte zudem zahlreiche Ehrenämter inne. Für seine Verdienste erhielt er unter anderem das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband und den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen