Landtag würdigt Arbeit der Tschernobyl-Stiftung
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Hannover (epd). Der niedersächsische Landtag hat am Dienstag in einer Feierstunde in Hannover die Arbeit der 1992 gegründeten Landesstiftung "Kinder von Tschernobyl" gewürdigt. Landtagspräsident Bernd Busemann erinnerte an die Katastrophe in dem ukrainischen Atomkraftwerk vor 30 Jahren. "Der Reaktorunfall am 26. April 1986 brachte unbeschreibliches Leid über viele Menschen in den betroffenen Staaten." Er sei ein bewusstseinsveränderndes Ereignis mit nachhaltiger Wirkung gewesen. "Die Wissenschafts- und Technikgläubigkeit, die bis dahin in unserer Gesellschaft weit verbreitet war, wurde heftig erschüttert", sagte Busemann.
Im Oktober 1992 sei dann die Landesstiftung gegründet worden, um betroffenen Kindern aus Weißrussland und der Ukraine sowie den angrenzenden Gebieten Russlands zu helfen. Das Leid der Menschen dauere bis heute an. Viele seien noch immer durch die katastrophalen Folgen des Unglücks belastet, betonte der Präsident seinem Redemanuskript zufolge. Er dankte allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stiftung, die "mit großem Engagement bereits seit 24 Jahren Großartiges geleistet haben und immer noch und immer wieder leisten".
Auch Sozialministerin Cornelia Rundt (SPD) hob hervor, wie wichtig der tatkräftige Einsatz für die Menschen vor Ort sei. Dies gelte besonders für Kinder und Jugendliche, die nicht ihrem Schicksal überlassen werden dürften. Die Stiftung habe seit ihrer Gründung fast 70 Reisen in die betroffenen Regionen unternommen. Dabei seien unter anderem fast 350 Ultraschallgeräte im Wert von über elf Millionen Euro zur Verfügung gestellt worden. Weiterhin wurden nach Angaben Rundts Medikamente, Hilfsmittel und Verbrauchsmaterialien für mehr als 1,5 Millionen Euro geliefert.
Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister dankte besonders den vielen hundert Familien in Niedersachsen, die in den vergangenen zwei Jahrzehnten Kinder, junge Erwachsene und Dolmetscher aufgenommen hätten. Noch immer kämen Kinder mit Geburtsschäden zur Welt, dennoch würden weltweit weiter Atomreaktoren gebaut. Die Frage der Endlager bleibe in den meisten Ländern unbeantwortet. "Diese Katastrophe kennt keine Vergangenheit, sie ist Gegenwart und Zukunft, eine Zukunft mit Ewigkeitscharakter", betonte der evangelische Theologe.
Die Kernkraft habe durch Tschernobyl und endgültig durch Fukushima ihre Unschuld verloren, sagte Meister: "Und darin zerfiel die Hoffnung, dass allein mit wissenschaftlicher Vernunft und Risikoabwägungen eine gute Zukunft der Menschheit und der Schöpfung garantiert sein könnte."
epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen