Startseite Archiv Nachricht vom 25. August 2016

„Geschenkte Zeit“ Diakonie und Hospizverein unterzeichnen Kooperationsvertrag

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Hildesheim. „Wir tun es, wenn wir gebeten werden“, lautet einer der Grundsätze des Hospizvereins „Geborgen bis zuletzt“. Das heißt: Die ehrenamtlichen Sterbe- und Trauerbegleiterinnen kommen nur, wenn die Betroffenen es ausdrücklich wünschen. Aber wie ist das bei Menschen, die aufgrund von geistigen und körperlichen Einschränkungen nicht einfach „Ja, ich möchte das“ sagen können? Für sie bedarf es genauer Regelungen, um das Recht auf Selbstbestimmung gerade auch in der kritischen letzten Lebensphase aufrecht zu erhalten. Diese Regeln haben die Diakonie Himmelsthür und der Hospizverein, der dem Kirchenkreisverband Hildesheim angeschlossen ist, nun in einem Kooperationsvertrag festgeschrieben.

„Wir knüpfen an eine organische Entwicklung an“, sagt Ulrich Stoebe, Direktor der Diakonie Himmelsthür. Die Zusammenarbeit gibt es schon seit vielen Jahren. Sie reicht in eine Zeit zurück, als es den Hospizverein „Geborgen bis zuletzt“ in seiner jetzigen Form noch gar nicht gab. Zunächst waren es nur sehr vereinzelte Sterbebegleitungen, die jeweils auf persönlichen Kontakten beruhten. Bis Pastor Carsten Möllering und Hospizmitarbeiterin Sigrid Gottschalk das Ganze „auf systematischere Füße“ stellten, wie Möllering erzählt. Das war vor etwa 15 Jahren.  Damals hätte das ganze Hospizteam noch an einen Tisch gepasst, erinnert sich der Pastor der Diakonie Himmelsthür.

Seitdem hat sich viel getan. Der Hospizverein verfüge mittlerweile über einen Stamm von 100 ehrenamtlichen Mitarbeitenden, Tendenz steigend, betont Friedrich Wißmann, Vorsitzender bei „Geborgen bis zuletzt“. Die Arbeit mit geistig behinderten Menschen liege allerdings nicht jeder und jedem gleichermaßen, sagt Rita Willke, Koordinatorin im Hospizverein. Deshalb führe sie immer zuerst ausführliche Gespräche mit den Betroffenen und den Pflegeteams, um dann eine passende Begleitung auswählen zu können. Und noch davor müsse ein eindeutiges Ja von den Sterbenden oder ihren gesetzlichen BetreuerInnen gekommen sein.

Da viele der Bewohnerinnen und Bewohner der Diakonie Himmelsthür nicht über Lautsprache verfügen und sich zum Teil nur über Gesten oder Blicke verständlich machen können, müssen die Hospiz-Mitarbeitenden eine besondere Sensibilität mitbringen: gemeinsam Musik hören, ein Lied summen, etwas vorlesen, „Körperkontakte, wenn wir spüren, dass das gewünscht ist“, so Rita Willke. „Und manchmal ist es auch nur Dasein.“ Die Unterstützung der Sterbebegleitenden, ergänzt sie, gelte grundsätzlich der ganzen Familie. „Und hier in der Einrichtung ist die Familie immer das Pflegeteam und die Gruppe, in der der Bewohner lebt.“ Auf Wunsch schließe sich nach dem Tod des Bewohners eine Trauerbegleitung an.

Der Hospizverein organisiert jedes Jahr drei bis vier Sterbebegleitungen in der Diakonie Himmelsthür. Öfter handelt es sich um Menschen im Sorsumer Haus Oberlin, das auf komplexe Unterstützungsbedarfe eingestellt ist. Hier soll nun ein Palliativplatz eingerichtet werden – ein speziell ausgestattetes Zimmer, in dem aufwändige Pflege möglich ist und das auch ein gemütliches und warmes Umfeld bietet. Sterbende und ihre Angehörigen sollen sich hier gleichermaßen wohlfühlen, erklärt Andrea Zimmermann, die zuständige Fachbereichsleiterin der Diakonie Himmelsthür.

Friedrich Wißmann greift den Faden auf und denkt ihn weiter: „Ich habe immer noch den Traum, dass wir in Hildesheim irgendwann ein stationäres Hospiz haben werden.“ Bisher sei die Sterbebegleitung nur ambulant möglich. Wißmann sieht das als eindeutige Unterversorgung in einer Stadt von der Größe Hildesheims. Bei der Unterzeichnung des Kooperationsvertrags in der Diakonie Himmelsthür überwog allerdings die Freude beider Seiten über die gute Zusammenarbeit. Andrea Zimmermann fasste den Einsatz der Hospizkräfte so zusammen: „Das ist eine geschenkte zusätzliche Zeit.“

Ralf Neite
Pastor Carsten Möllering, Hospizkoordinatorin Rita Willke, Vereinsvorsitzender Friedrich Wißmann, Direktor Ulrich Stoebe und Fachbereichsleiterin Andrea Zimmermann bei der Unterzeichnung des Kooperationsvertrags. Foto: Neite

Diakonie Himmelsthür

Die Diakonie Himmelsthür ist ein mittelständisches Unternehmen und beschäftigt im Unternehmensverbund ca. 2.700 Mitarbeitende an rund 30 Orten in Niedersachsen. Das Unternehmen setzt sich aktiv für die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention und dafür ein, dass Inklusion für Menschen mit Assistenzbedarf Wirklichkeit wird.

Großes Sommerfest der Diakonie Himmelsthür

Unter dem Motto „buntes miteinander“ lädt die Diakonie Himmelsthür am Samstag, 20. August, zu ihrem großen Sommerfest in Sorsum ein. Schottische Dudelsackmusik mit der Alba Pipe Band, Lieder des Internationalen Chors aus Hildesheim, Trommelwirbel von „Nanami Daiko“, Sitarspieler Derya Takkali, Drehorgelmann Helmut Beelte und viele Aktionen erwarten die Besucherinnen und Besucher. Um 13 Uhr geht es mit einem Freiluft-Gottesdienst los. Das Fest dauert bis etwa 17 Uhr.