Neues Buch über das friedliche Zusammenleben von Religionsgemeinschaften
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Hannover (epd). Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hat die Arbeit des bundesweit einzigartigen Hauses der Religionen in Hannover gewürdigt. "Wir brauchen dieses gegenseitige Kennenlernen, den Dialog sowie die Verständigung und Zusammenarbeit", schreibt er im Vorwort des neu erschienenen Buches "Religionen in Hannover". Die Geisteswissenschaftlerin Annedore Beelte-Altwig porträtiert in ihrem rund 200 Seiten starken Werk, das am Montag in Hannover vorgestellt wurde, insgesamt elf Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften. "Hannover ist das beste Beispiel, dass ein friedliches Zusammenleben der Religionen möglich ist."
Das Buch stelle neben Religionsgemeinschaften wie den Aleviten, Buddhisten oder Sikhs auch den konfessionslosen Verbund der Humanisten vor, sagte Beelte-Altwig: "Ein sensibler Umgang mit den unterschiedlichen Traditionen und Feiertagen ist wichtig für unsere Gesellschaft." Wenn beispielsweise der muslimische Nachbar gestorben sei, könne das Buch Auskunft geben, wie im Islam Beileid ausgedrückt werde.
Weil zufolge stehen viele Menschen unterschiedlichen Religionen und Weltanschauungen im besten Fall neugierig, im schlimmsten Fall abwehrend gegenüber. "Der interreligiöse Dialog darf kein Dialog ausschließlich unter theologischen Eliten sein, er muss sich fortsetzen in den Gemeinden der Kirchen, Synagogen, Moscheen, Tempel und Pagoden."
Auch Hannovers Oberbürgermeister Stefan Schostok (SPD) nannte den interreligiösen Dialog im Vorwort einen wichtigen und ständigen Prozess. "Allen Konfessionen gerecht zu werden, ist eine große Herausforderung für eine Stadtgesellschaft, und es ist ein anstrengender Weg, Integration zu gestalten und im Alltag auch tatsächlich zu leben." Die Arbeit im Haus der Religionen trage dazu bei, Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu zeigen und Verständnis und Achtung füreinander zu fördern.
In Hannover ist Religion Beelte-Altwigs Forschungen zufolge sehr präsent. So gebe es beispielsweise drei jüdische, einen buddhistischen und einen griechisch-orthodoxen Kindergarten in der Landeshauptstadt. Auch der muslimische, jesidische oder buddhistische Friedhof seien einen Sonntagsausflug wert. "Dazu wollen wir mit dem Buch Mut machen, um seine Nachbarn besser zu verstehen."
Die Religionsgemeinschaften arbeiten bereits seit Anfang der 1990er Jahre intensiv zusammen. Hintergrund waren damals der Irak-Krieg und fremdenfeindliche Anschläge in Deutschland. Zum evangelischen Kirchentag 2005 fand der Kreis der Initiatoren ein festes Domizil im Athanasius-Kirchenzentrum. 2008 gründete sich ein Trägerverein. 2009 entstand ein offizieller Rat der Religionen. Finanziert wird das Zentrum überwiegend von der Stadt und den Kirchen, da die kleineren Religionsgemeinschaften zum großen Teil vom Ehrenamt leben. Jährlich besuchen rund 5.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene das Haus der Religionen.
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