Startseite Archiv Nachricht vom 04. August 2016

Seelsorger sehen Schiffe und Seeleute weiterhin von Piraterie bedroht

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Bremen (epd). Piraterie ist nach Aussagen der Deutschen Seemannsmission nach wie vor eine massive Bedrohung für die Handelsschifffahrt und die Seeleute. "Auch wenn die Zahlen zurückgegangen sind - in unsere Stationen kommen immer wieder Seeleute, um über traumatische Erfahrungen mit Überfällen auf See zu reden", sagte die Generalsekretärin der in Bremen ansässigen Organisation, Heike Proske, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das passiere beispielsweise in Durban, Hongkong, Singapur, Lomé in Togo oder Duala in Kamerun. "Und immer erzählen die Betroffenen von großer Hilflosigkeit."

Zwar sind die Überfälle nach dem jüngsten Piraterie-Bericht des Internationalen Schifffahrtsbüros IMB auf den niedrigsten Stand seit 1995 gesunken. "Trotzdem gab es in der ersten Hälfte des laufenden Jahres 98 Zwischenfälle", sagte Proske. "Piraten sind auf 72 Schiffen an Bord gekommen, haben fünf in ihre Gewalt gebracht und 64 Seeleute als Geiseln gekommen." Anders als etwa bei Flugzeugentführungen werde über diese Zwischenfälle kaum berichtet.

"Dabei ist die Situation für die Seeleute besonders dramatisch, weil zugleich ihr Arbeitsplatz und ihr Wohnraum angegriffen wird - einen Platz, um sich zurückzuziehen und Abstand zu gewinnen, haben sie nach den Überfällen nicht." Viele Betroffene nutzten dann zumindest bei Landgängen und bei Besuchen in den Clubs der Seemannsmission die Gelegenheit, um sich ihre Belastungen von der Seele zu reden.

Oftmals überfallen schwer bewaffnete, organisierte Banden Schiffe auf See und vor Anker, greifen die Besatzung an, rauben Schiffsladungen oder bringen ganze Frachter in ihre Gewalt, um sie weiterzuverkaufen oder Lösegeld-Forderungen zu stellen. Zwar sei die Situation vor der Küste Somalias durch die Anti-Piraten-Mission "Atalanta" der EU ruhiger geworden, sagte Proske. Doch die Situation ähnele einem Schwelbrand, da Somalia ein fragiler Staat bleibe und die Gefahr von Angriffen damit weiterhin hoch sei: "Das kann jederzeit wieder aufflammen, wenn sich die EU zurückziehen würde."

Die Westküste Afrikas zähle nach wie vor zu den Hochrisiko-Gebieten. Dort werden Proske zufolge unter anderem Lösegelder für die islamistische Terrorgruppe "Boko Haram" in Nigeria erpresst. Auch im südostasiatischen Raum gebe es weiterhin viele Überfälle. Positiv sei dort in der Straße von Malakka der Zusammenschluss von Anrainerstaaten zu einer gemeinsamen Küstenwache: "Das müsste auch im westafrikanischen Golf von Guinea passieren."

Viel Lob hat Proske für deutsche Reeder. Sie schulten ihre Offiziere, um im Ernstfall einer Panik an Bord begegnen und Opfern helfen zu können. Erfolgreich sei neben dem Einsatz der Marine auch der Einsatz staatlich zertifizierter privater und bewaffneter Sicherheitskräfte an Bord der Schiffe. Doch dieser Schutz werde beispielsweise vor Westafrika von den Anrainerstaaten nicht zugelassen.

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen
Übung für den Notfall auf der Ostsee. Bild: epd-bild

Infobox: Seemannsmission

Die deutsche Seemannsmission gehört zu einem der ältesten Arbeitszweige der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und hat ihre internationale Zentrale in Bremen. Weitere Informationen finden sie unter folgendem Link:

Infobox Piraterie

Auf der folgenden Internetseite finden Sie (in englischer Sprache) detaillierte Informationen zu Piraterie weltweit: