EKD-Sportbeauftragter Jung: Olympia in Diktatur «geht gar nicht»
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Frankfurt a.M./Darmstadt (epd). Für den Sportbeauftragten der Evangelischen Kirche in Deutschland, Volker Jung, ist die olympische Idee aktueller denn je. Wie der Begründer der Olympischen Spiele der Neuzeit, Baron Pierre de Coubertin, setze auch er darauf, dass sich junge Menschen aus aller Welt sportlich fair begegneten und damit «einen Beitrag zur Völkerverständigung und zum Frieden leisten», sagte der hessen-nassauische Kirchenpräsident dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Olympischen Sommerspiele werden vom 5. bis 21. August in Rio de Janeiro/Brasilien ausgetragen.
Allerdings dürfe man vor den gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen im Gastgeberland nicht die Augen verschließen, fügte Jung hinzu. Große Sportereignisse böten auch immer die Chance, sich den Problemen zu stellen. Kritisch äußerte sich der passionierte Langstreckenläufer zur Vergabepraxis. «Ich würde mir wünschen, dass man im Vorfeld sehr viel genauer hinschaut. Welches Bewusstsein für die Probleme in einem Land bringt eine Bewerbung für Olympia mit sich? Sind die Konzepte auf Nachhaltigkeit angelegt, können sie dem Land dauerhaft nutzen oder baut man Sportarenen, die hinterher leer stehen?»
Olympische Spiele oder Weltmeisterschaften in einer Diktatur zu veranstalten und diese damit zu stützen, geht nach Jungs Überzeugung «gar nicht». Er habe zum Beispiel große Probleme mit der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 nach Katar und damit, «dass man in der Wüste Sportarenen baut». Oft spielten bei der Vergabe die Reputation und wirtschaftliche Motive eine viel zu große Rolle. Der Umweltschutz und soziale Belange würden zu wenig beachtet, kritisierte er.
Der Kirchenpräsident nahm auch zum Thema «Doping» Stellung. Dass Sportler verbotene, leistungssteigernde Mittel einnehmen, sei nicht nur Betrug an den Konkurrenten, sondern auch an den Zuschauerinnen und Zuschauern. Die Fans könnten jedoch mit ihrem Verhalten deutliche Signale geben, dass sie nicht betrogen werden wollen. Er selbst habe zum Beispiel früher gerne bei der Tour de France zugesehen, sagte Jung. «Als immer mehr deutlich wurde, wie sehr gerade die Tour vom Doping beeinflusst wird, habe ich den Spaß daran verloren.»
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