Wohnungslose schließen sich bei Sommercamp zusammen
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Freistatt/Kr. Diepholz (epd). Wohnungslose aus ganz Deutschland und den Nachbarländern haben nach einem ersten gemeinsamen Sommercamp in Freistatt bei Diepholz eine positive Bilanz gezogen. Die 75 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hätten sich bei dem einwöchigen Treffen in der dortigen diakonischen Einrichtung vernetzt und gesellschaftliche Initiativen verabredet, sagte die Teilnehmerin Janina Spörecke (35) aus Hannover am Sonnabend dem Evangelischen Pressedienst (epd). Einige wollten sich künftig mit rechtlichen, andere mit publizistischen Mitteln für die Belange obdachloser Menschen einsetzen.
"Es ist noch eine Menge Luft nach oben", unterstrich Spörecke. Für sie selbst stehe das Thema Lebensqualität im Mittelpunkt. "Sehr viele Menschen in Armut leiden unter Einsamkeit", sagte sie. Es fehle ihnen an Möglichkeiten, Sport zu treiben oder sich kreativ zu betätigen. Auch die Gesundheitsversorgung für Menschen ohne festen Wohnsitz müsse verbessert werden. Spörecke, die nach eigenen Angaben eine Zeitlang auf der Straße lebte, hat inzwischen eine Wohnung in Hannover gefunden und verkauft das Obdachlosen-Magazin "Asphalt".
Das Treffen in Freistatt war der Auftakt zu einer Reihe von Camps, bei denen sich Wohnungslose und ehemals Wohnungslose über ihre Situation und mögliche Hilfen austauschen wollen. Bislang sei die Wohnungslosenhilfe häufig von oben herab strukturiert, sagte der Koordinator des Camps, Stefan Schneider: Die Betroffenen selbst würden bei Entscheidungen nicht ausreichend beteiligt. Dies müsse sich ändern.
Unter den Camp-Teilnehmern waren auch Besucher aus Finnland, Dänemark, den Niederlanden, Österreich und Irland. Organisiert und finanziert wurde das Sommercamp von der Diakonie in Niedersachsen und der Stiftung "Bethel im Norden", zu der die Einrichtung in Freistatt gehört. Auf dem Programm standen Gespräche zu Themen wie Mitbestimmung, Diskriminierung oder Arbeitslosigkeit und Angebote wie eine Schreibwerkstatt, Fußballspiele oder ein Filmabend.
Allein in Niedersachsen leben nach Schätzungen der Diakonie derzeit rund 8.400 wohnungslose Menschen. Ihre Zahl steige. Menschen ohne Obdach gebe es mit allen Formen von Bildungsabschlüssen. Viele seien durch Schicksalsschläge aus der Bahn geworfen worden.
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