Startseite Archiv Nachricht vom 25. Juli 2016

Wenzel warnt vor Rechtspopulismus - Umweltminister hält "Bürgerpredigt"

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Hannover (epd). Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) hat vor Rassismus und Rechtspopulismus gewarnt und zum Frieden zwischen den Religionen aufgerufen. Es sei beängstigend, wie heute vielfach "Angst vor dem Fremden propagiert, Trennendes nach vorn gestellt und nationale Selbstbehauptung als Allheilmittel gepriesen wird", sagte er am Sonntag in der Marktkirche in Hannover. Einfache Weltbilder und Feindbilder geisterten durch soziale Medien, viele Printmedien und Fernsehsender. "Müssen wir Menschen denn alle schlechten Erfahrungen zweimal machen?", sagte Wenzel unter anderem mit Blick auf vergangene Religionskriege und den Nationalsozialismus.

Wenzel (54), in der rot-grünen Landesregierung Stellvertreter von Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), hielt eine "Bürgerpredigt" in der evangelischen Marktkirche. Zu Beginn gedachte er der Opfer des Amoklaufs von München. Das länderübergreifende Entsetzen über die Tat lasse sich nur vor dem Hintergrund der Anschläge von Paris oder Nizza verstehen. Der Gottesdienst begann mit einer Schweigeminute für die Opfer des Terrors. Wenzel ist seit 2005 stellvertretendes Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

In seiner Kanzelrede forderte er Christen und Muslime zur Zusammenarbeit auf. Das Abendland und das Morgenland hätten sich über Jahrhunderte kulturell inspiriert und ausgetauscht: "Die Trennung erscheint heute künstlicher denn je." Wichtige Grundlagen der modernen Medizin, der Astronomie oder der heutigen Universität stammten aus dem islamischen Kulturraum. Mit Blick auf Terror und Gewalt betonte Wenzel: "Die Geschichte zeigt, dass es für einen Frieden zwischen den Nationen auch einen Frieden zwischen den Religionen braucht."

Der Minister erinnerte daran, dass die Religionsfreiheit in der westlichen Welt über Jahrhunderte hinweg nach der Erfahrung vieler Kriege errungen worden sei. "Historischen Erfahrungen zum Trotz finden sich heute erschreckend viele Stimmen, die einem Rückfall hinter den Dreißigjährigen Krieg das Wort reden oder andersgläubige und andersfarbige Menschen mit rassistischen Beleidigungen überziehen." Die Erfahrung des Holocaust "lehrt uns, die Anfänge zu erkennen und die rassistischen Muster", betonte Wenzel.

Die Marktkirche lädt seit einigen Jahren prominente Nichttheologen zu Bürgerpredigten auf ihre Kanzel ein. Zu den "Predigern" gehörten auch Landtagspräsident Bernd Busemann (CDU) und Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD).

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Bild: Nigel Treblin/ Niedersächsische Landesregierung