Theologe Zimmerling: Mystik kann interreligiösen Dialog fördern
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Frankfurt a.M. (epd). Der interreligiöse Dialog kann nach Auffassung
des Leipziger Theologen Peter Zimmerling durch eine alle Religionen
verbindende Spiritualität gefördert werden. Mystik könne dazu
beitragen, «dass das interreligiöse Gespräch zu gegenseitigem
Respekt, gegenseitiger Wertschätzung und gegenseitigem Wohlwollen im Zusammenleben der unterschiedlichen Religionen führt», sagte der an der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig Praktische
Theologie lehrende Zimmerling am Donnerstag auf dem XII.
Internationalen Bonhoeffer-Kongress in Basel, der noch bis Sonntag
läuft.
Die Mystik stelle «ein Bollwerk gegen die Vereinnahmung und
Funktionalisierung Gottes, des Menschen und der Natur dar», fügte
Zimmerling laut vorab verbreitetem Redetext hinzu: «Sie erinnert
daran, dass Gott, Mensch und Welt durch den Menschen nie total
beherrscht werden können.» Vielleicht sei diese Konsequenz der Mystik
angesichts des Vordringens des Fundamentalismus in Politik und
Religion «gegenwärtig am wichtigsten», sagte Zimmerling.
Der XII. Internationale Bonhoeffer-Kongress in Basel mit dem Thema
«Bonhoeffer in einer globalen Zeit: Christlicher Glaube, Zeugnis,
Dienst» läuft noch bis zum 10. Juli in Basel. Er wird veranstaltet
von der Internationalen Bonhoeffer-Gesellschaft, dem Institut für
Hermeneutik und Religionsphilosophie Zürich und dem schweizerischen
Missionswerk Mission 21.
Der Theologe Zimmerling wandte sich zugleich aber gegen ein
abstraktes, universalistisches Mystik-Verständnis, in dem Mystik als
gemeinsamer Grund aller Weltreligionen gesehen wird. Es gebe keine
Mystik der Religionen, sondern nur in der Gestalt einer zum Beispiel
christlichen, islamischen, hinduistischen oder buddhistischen Mystik.
Daher spiele auch die konfessionelle Prägung für die jeweilige
Gestalt der Mystik eine wichtige Rolle. Es sei berechtigt, von
«evangelischer Mystik im Unterschied zu katholischer Mystik zu
sprechen».
Mystik, abgeleitet aus dem Griechischen für «eingeweiht werden»
oder «sich Augen und Mund schließen lassen», bezeichnet ein
Urphänomen religiösen Erlebens. Mystik ist keine eigene Religion,
jedoch finden sich in allen Weltreligionen mystische Elemente. Die
Mystik begleitet in verschiedenen Formen vor allem die Geschichte des
Christentums. Für den rumänischen Religionshistoriker Mircea Eliade
(1907-1986) gehört Mystik zu den ältesten Grunderfahrungen des
Menschen überhaupt. Sie sei Ausdruck der Einheit mit der Gottheit und
gehöre zu den tiefsten Schichten des menschlichen Bewusstseins.
Konzentration und Sammlung Bild: Imma Schmidt / Evangelische Zeitung