Großes Interesse an zweiter Taufengelwanderung
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Lechstedt/Heinde. Die Fangemeinde der Taufengel wächst. 20 dieser Engel gibt es im evangelischen Kirchenkreis Hildesheimer Land-Alfeld – eine kunsthistorische Besonderheit der Region – und immer mehr Menschen machen sich auf, sie kennen zu lernen. Zum zweiten Mal hat Superintendentin Katharina Henking zur Taufengelwanderung eingeladen, 80 Interessierte machten sich auf den Weg. Zwischen Lechstedt und Heinde erlebten sie neue Ein- und Ausblicke.
„Von weit her und von ganz nah“, begrüßte Pastor Thorsten Buck, den Rucksack griffbereit hinter sich, die Gäste in der Lechstedter Kirche. Bei den Kindern seien die Taufengel besonders beliebt, sagte Buck, durch sie werde das Taufversprechen direkt greifbar. Doch auch die Erwachsenen sind von den barocken Holzfiguren fasziniert, die wie in Lechstedt, Heinde und vielen anderen Kirchen bis heute für Taufen genutzt werden. Aus allen Teilen des Kirchenkreises waren Interessierte angereist.
Die Kirche in Lechstedt sei eine der ersten gewesen, die sie nach ihrer Amtseinführung im Dezember 2011 kennen gelernt habe, und ihr gleich ans Herz gewachsen, erzählte Katharina Henking, zwischen Engelsliedern, die ihr Mann Arwed Henking an der Orgel begleitete. Der Taufengel schwebt – von der Gemeinde aus gesehen – links im Altarraum. Während ihrer Kindheit habe er noch über der Orgelempore gehangen, erinnerte sich Kirchenvorsteherin Christiane Baars, in den 60er Jahren sei er dann nach vorne geholt worden. Die Taufschale, die er trägt, fügte Thorsten Buck hinzu, stammt übrigens aus dem Jahr 1660 und ist damit älter als der Engel und auch als die Kirche.
Nach dieser Einstimmung brach die Gruppe bei perfektem Wanderwetter auf. Zwischen den Feldern hindurch ging es in einem Bogen hinunter nach Heinde – unterbrochen von gemeinsamen Liedern mit Katharina Henking und Thorsten Bucks Erklärungen zu der Landschaft, die sich weit ins Tal vor den Augen ausbreitete. Buck wies darauf hin, dass Heinde und Groß Düngen aus dieser Perspektive verschmelzen, deutete zum alten Kirchweg zwischen Heinde und Listringen hinüber und zeigte, wo einst die Konfessionsgrenze verlief. Aus Heinde drang unterdessen leise schon ein Glockengeläut heran.
Am Ziel wartete ein Imbiss auf die Wandergruppe. Die Kirchengemeinde hatte Bergkäse, Brot, Wasser und Wein vorbereitet. In der abschließenden Andacht bekannte Superintendentin Katharina Henking, dass sie mit einer viel kleineren TeilnehmerInnenzahl gerechnet und eigentlich geplant hatte, sich rund um Taufengel zu versammeln. Der hängt in Heinde nämlich im hinteren Teil des Kirchenschiffs. Doch die ist Kirche war fast voll, so dass Katharina Henking und die Alfelder Musikerin Caroline Berndt-Uhde die Andacht klassisch vom Altarraum her gestalteten.
Henking verriet, dass die Engel in frühen Darstellungen noch als bärtige Kerle ohne Flügel gemalt worden seien, alles andere als niedlich, und trotzdem ihren Siegeszug angetreten hätten. Damals wie heute seien sie aber immer dienstbare Geister gewesen, nie Selbstzweck, so wie es bei den Taufengeln ja auch der Fall ist.
Seit ein paar Tagen hat der Heinder Engel vielen Kolleginnen oder Kollegen etwas voraus. Er kann per Fernsteuerung stufenlos auf- und niederschweben – wofür er an diesem Abend einen Extra-Applaus erntete. Doch ob mit technischer Finesse oder ohne, für Katharina Henking steht fest: „Die Erde kommt nicht aus ohne Engel.“
Ralf Neite, Öffentlichkeitsbeauftragter des Ev.-luth. Kirchenkreises Hildesheimer Land-Alfeld