Landesbischof Meister wertet Bericht der Endlagerkommission als "Riesenergebnis"
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Hannover (epd). Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister sieht in dem in der Nacht zum Dienstag beschlossenem Bericht der Atommüll-Endlagerkommission "ein Riesenergebnis". Es sei bemerkenswert, dass es gelungen sei, über fast alle Interessengruppen hinweg einen Konsens zu erreichen, sagte Meister am Dienstag im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst. Einige strittige Detailfragen seien allerdings ausgeklammert geblieben. Der evangelische Bischof gehörte zu den 16 stimmberechtigten Mitgliedern der vom Bundestag eingesetzten Kommission. Lediglich der Vertreter des Bundes für Umwelt und Naturschutz hat dem Abschlussbericht nicht zugestimmt.
Wichtig sei, dass die Herausforderung der Endlagersuche nicht allein wissenschaftlich-technisch angegangen werde, sagte Meister. "Diese Herausforderung muss in Zukunft von der ganzen Gesellschaft getragen werden - von einer Gesellschaft, die sich beteiligt", betonte der Bischof. Meister war von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in die insgesamt 32-köpfige Kommission entsendet worden, die Empfehlungen für die Suche nach einem Endlager in Deutschland erarbeitet hat.
Er hoffe, dass die Politik dem Votum der Kommission jetzt auch folge, betonte der Bischof. Der Bundestag habe ja bereits beschlossen, ein nationales Begleitgremium einzurichten, das für eine breite Beteiligung sorgen solle. Dem Gremium sollen neben unabhängigen Persönlichkeiten auch "Zufallsbürger" und Vertreter der jungen Generation angehören. "Sie können als eine Art Gewissen dazu beitragen, dass es ein faires und gerechtes Verfahren gibt", sagte der Bischof.
Er betonte dabei den Stellenwert der jungen Generation bei Entscheidungen über Zukunftsfragen. Meister verwies auf die Entscheidung der Briten für den Austritt aus der EU, die von der jungen Generation mehrheitlich abgelehnt wurde. Ein einzelner Jugendlicher habe zwar nicht den entscheidenden Einfluss. "Aber wir brauchen diese Stimme, die anders denkt", betonte er. Das Problem der Atommülllagerung werde Deutschland noch Jahrhunderte lang beschäftigen.
Der Bischof verteidigte erneut, dass der umstrittene Salzstock im niedersächsischen Gorleben weiter im Suchverfahren bleibt. "Die Kirche hat immer für ein Auswahlverfahren zwischen mehreren Standorten gekämpft, da konnte nicht das Ziel sein, Gorleben von vornherein auszunehmen." Die Lehre aus der Geschichte um Gorleben sei allerdings, dass künftig vor der Erkundung eines Standortes Kriterien festgelegt werden müssten. "Gorleben ist für mich ein Symbolort des Scheiterns", betonte Meister.
Es sei schmerzlich, dass sich die Kommission bei der Aufarbeitung der Geschichte Gorlebens nicht auf einen gemeinsamen Text geeinigt habe, sagte er. "Im Bericht stehen jetzt zwei Versionen nebeneinander, was alle Mitglieder bedauern." Ein Durchbruch sei es für ihn jedoch, dass es zu guter Letzt noch gelungen sei, das Klagerecht für durch ein mögliches Endlager betroffene Grundeigentümer im Bericht zu verankern. In der Vergangenheit hatte unter anderem die evangelische Kirchengemeinde Gartow als Landeignerin gegen eine weitere Erkundung des Salzstocks Gorleben geklagt.