Groß Escherde feiert mit Landesbischof Meister das 125-jährige Jubiläum der St.-Johannes-Kirche
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Groß Escherde. „Die Kirche kann abgerissen werden. Eine neue brauchen wir nicht“ - diese Parole machte Ende des 19. Jahrhunderts unter den Escherder Bauern die Runde. Der geplante Neubau der evangelischen Kirche war vielen entschieden zu teuer. Sie wurde dann doch gebaut, und heute sind die Menschen in Groß Escherde und den umliegenden Ortschaften stolz darauf. Am Sonntag feierten sie den 125. Geburtstag ihrer St.-Johannes-Kirche. Gastprediger und Ehrengast war der evangelische Landesbischof Ralf Meister.
Den ersten Extra-Applaus im Festgottesdienst bekam jedoch der Escherder Pastor Wolf-Dietrich Köhler, dem Norbert Schulz, Vorsitzender des Kirchenvorstands, für seinen großen Einsatz dankte. Der Beklatschte überließ die Gestaltung des Gottesdienstes dann weitgehend den Mitgliedern des Kirchenvorstands und des Ortsrats. Er half dafür in der Band „The Key“ als Gitarrist aus, um die Gemeinde rockig-treibend beim Lobgesang zu begleiten.
Landesbischof Meister zeigte sich in bester Festtagslaune. „Da kann man eine Legende stricken: Wenn der Bischof kommt, ist immer gutes Wetter“, scherzte er zur Eröffnung seiner Predigt. Schon seine Ankunft in Groß Escherde, das er von Fahrrad- und Motorradtouren kenne, sei speziell gewesen: „Man sieht eine Straßensperre und ein Schild: Der Bischof darf durchfahren. Das habe ich auch noch nicht oft erlebt!“ Prägend in St. Johannes sei natürlich der Sternenhimmel über dem Altar. Noch mehr überrasche ihn jedoch die Qualität der modernen Fenster. Er sei bestimmt schon in 1500 Kirchen gewesen, erzählte Meister: Diese Fenster seien wirklich außergewöhnlich.
Doch im Grunde sei ja nicht das Gebäude entscheidend: „Unsere Gemeinschaft braucht nicht zuerst die Steine, sondern uns als Hausgenossen Gottes. Eigentlich würde es reichen, wir würden heute nur die Namen der Täuflinge verlesen, die hier in den 125 Jahren getauft und gesegnet worden sind.“ Aber, schränkte der Bischof ein: „Zugleich merken wir, dass dieses Gebäude in unseren Herzen einen festen Platz hat.“
Er erinnerte an die unzähligen Menschen, die hier schon Konfirmation gefeiert, geheiratet, aber auch Abschied von geliebten Menschen genommen haben. Meister: „Das Glück der Jubilare schwebt in diesem Raum genauso wie die Seufzer derer, die hier getrauert haben.“ Kirchen seien Erinnerungsräume: „Es sind nicht nur wir, die wir heute hier sind, sondern auch alle, die vor uns hier waren.“
Zum Sternenhimmel über dem Altarraum – goldene Sterne auf blauem Grund – habe er eine besondere Beziehung, verriet der Bischof schließlich. Am Ende des Zweiten Weltkriegs habe seine Mutter, damals 13 Jahre alt, flüchten müssen. In dem Ort, an dem sie schließlich ein neues Zuhause fand, sei sie zur Kirche gegangen – und habe dort einen ganz ähnlich gestalteten Altarraums vorgefunden. Seine Mutter habe die Sterne gesehen, bei dem Anblick neue Hoffnung geschöpft und gedacht: „Es kann wieder gut werden.“ Ralf Meister beendete seine Predigt mit den Worten: „Gott segne Ihre Gemeinde.“
Anschließend feierte Gemeinde ein großes Gemeindefest rund um das Haus 67 mit Aktionen für Kinder und Erwachsene, Kirchenführungen und Volksliedersingen unter Obstbäumen. Ortsbürgermeister Gerald Ludewig gratulierte zum Jubiläum und steuerte ein passendes Tagesmotto bei: „Wir sind alle St. Johannes!“
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