Startseite Archiv Nachricht vom 19. März 2016

Hospizexpertin sieht Lücke bei Versorgung in Altenheimen

Die Darstellung der Archivmeldungen wird kontinuierlich verbessert. Sollten Sie Fehler bemerken, kontaktieren Sie uns gerne über support@systeme-e.de

Hannover (epd). Sterbenskranke Menschen in Altenheimen erhalten nach Ansicht der Hospizexpertin der Diakonie in Niedersachsen, Christa Gerts-Isermeyer, immer noch zu wenig Unterstützung. "Ein würdevolles Sterben erfordert eine Palliativversorgung mit gut ausgebildeten Pflegenden und Zeit für die Betreuung", sagte die evangelische Pastorin am Freitag im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Doch die gegenwärtige Gesetzeslage lässt genau das nicht zu."

Die 64-Jährige, die am Freitag in den Ruhestand verabschiedet wurde, hat seit 2012 für die Diakonie in Niedersachsen das Projekt "Palliativ Care" in Altenpflegeheimen entwickelt und betreut. Zumindest im Kleinen versuchten niedersächsische Kirchen, damit eine Lücke in der Versorgung zu schließen, erläuterte die Referentin. Bisher haben nach ihren Angaben im Zuge des Projektes insgesamt 420 Pflegekräfte aus knapp 60 Einrichtungen eigens entwickelte Fortbildungen besucht. Die Initiative wird von der hannoverschen und der braunschweigischen Landeskirche finanziert.

In das zunächst bis 2018 laufende Projekt sollten langfristig alle rund 160 Altenpflegeheime der Diakonie in Niedersachsen einbezogen werden, erläuterte Gerts-Isermeyer. Überall solle es dann Teams aus speziell fortgebildeten Mitarbeitern geben, die unter anderem mit Ehrenamtlichen aus den ambulanten Hospizdiensten und Palliativmedizinern zusammenarbeiten. "Es geht um eine Haltung den sterbenden Menschen gegenüber."

Für eine würdige Betreuung der Menschen am Lebensende auch in den Heimen müssten aber auch der Staat und die medizinischen Kostenträger mehr investieren: "Wir brauchen einen Zuschlag für jeden Tag der Pflege, an dem ein Arzt einem Menschen bescheinigt, dass er palliativ versorgt werden muss." Dies sei umso wichtiger, da heute rund 30 Prozent aller Menschen ihre letzte Lebenszeit in einem Heim verbrächten. Dort seien derzeit etwa nachts manchmal nur ein bis zwei Pfleger für alle Bewohner zuständig. Für ein Gespräch über die Angst vor dem Sterben oder Unterstützung bei Schmerzen fehle dann die Zeit.

Der von der Bundesregierung auf den Weg gebrachte Ausbau der Hospiz- und Palliativversorgung sei zwar ein wichtiger Schritt, sagte Gerts-Isermeyer. Für die Altenpflegeheime bringe das Gesetz aber wenig. Zwar sei eine Beratung für alle Menschen über ihre Wünsche zum Lebensende jetzt auch für die Bewohner der Heime gesichert. Mehr Personal sei aber nicht eingeplant.

Gerts-Isermeyer leitete vor ihrer Tätigkeit bei der Diakonie rund zehn Jahre lang als Superintendentin den Kirchenkreis Peine. Davor arbeitete sie zunächst als Gemeindepastorin und später als Krankenhausseelsorgerin.

Copyright: epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen
p_epd_Hände

epd-bild / Winfried Rothermel