Kammer sieht Landwirte in Niedersachsen in Existenznot - Kirche ruft zu gemeinsamer Suche nach Lösungen auf
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Osnabrück/Hannover (epd). Die Einkommen der Bauern in Niedersachsen befinden sich aus Sicht der Landwirtschaftskammer im freien Fall. Nach einer vorläufigen Schätzung für das laufende Wirtschaftsjahr 2015/2016 könnten sich die Unternehmensergebnisse binnen zwei Jahren mehr als halbieren, sagte Landes-Kammerpräsident Gerhard Schwetje der "Neue Osnabrücker Zeitung" (Donnerstagsausgabe). Verzeichneten die Betriebe im Vorkrisenjahr 2013/2014 noch Einkünfte von durchschnittlich etwa 80.000 Euro, rechne die Kammer jetzt nur noch mit einem Ergebnis von 36.500 Euro. Die evangelische Landwirtschaftspastorin Ricarda Rabe appellierte an alle Beteiligten, gemeinsam nach Lösungen für die Krise zu suchen.
Schwetje sagte, von den Einnahmen der Betriebe müssen die Landwirte Angestellte bezahlen, den Hof am Laufen halten und die Lebensunterhaltskosten der Familie bestreiten. "Am Ende bleibt auf vielen Höfen nichts mehr", betonte der Kammerpräsident, der einen Hof in Cramme bei Wolfenbüttel bewirtschaftet. "Der Betrieb wird oft mit neuen Krediten am Laufen gehalten." Auf den Höfen regiere das Prinzip Hoffnung. "Leider ist aber keine Besserung in Sicht."
Besonders drastisch sei der Rückgang vermutlich bei den Milchvieh-Haltern: Hier könnten die Einnahmen von rund 86.600 Euro auf nur noch 24.000 Euro sinken, sagte Schwetje. Die Preise für Milch und Schweinefleisch befänden sich seit Monaten im Dauertief, auch der Getreidepreisfalle. Je nach Branche endet das Wirtschaftsjahr der Landwirte Ende März oder Ende Juni.
Agrarpastorin Rabe berichtete, viele Betriebe kämpften massiv um ihre Existenz. Sie werde häufig angefragt, über Krisenbewältigung und Burnout zu referieren, sagte sie dem epd. Sie wisse von einigen, die ihre Milchwirtschaft aufgeben mussten und nun versuchten mit Ackerbau oder der Verpachtung von Land über die Runden zu kommen. "Manche verfallen in eine regelrechte Angststarre in der letzten Hoffnung, dass das alles bald vorbeigeht."
Darauf allerdings deuteten die derzeitigen Anzeichen nicht hin. Rabe rief dennoch an alle Beteiligten auf, ihren Teil zur Verbesserung der Lage beizutragen. Die Verbraucher sollten beim Einkauf nicht immer nach dem billigsten Produkt greifen. Der Handel dürfe nicht mit Dumpingpreisen operieren. Die Politik müsse die Rahmenbedingungen anpassen.