Kirchenkreistag Hildesheim-Sarstedt beschäftigt sich mit Entwicklungen der Flüchtlingsarbeit in der Region
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Hildesheim. „Ohne Ehrenamt funktioniert derzeit nichts. Und alle kommen an ihre Grenzen“, berichtete Matthias Böning, Geschäftsführer des Diakonischen Werks Hildesheim. Gemeint war die Flüchtlingsarbeit in der Region. Sie stand im Mittelpunkt der ersten Sitzung des evangelischen Kirchenkreistags Hildesheim-Sarstedt im neuen Jahr.
Dass Ehrenamtliche unverzichtbar sind, gelte für die kommunale Ebene wie für das Land und den Bund gleichermaßen, sagt Böning. „Aber es geht langsam und stückweise voran, es werden immer mehr Stellen geschaffen.“ Im Moment ist es in seinen Augen nötig, den ehrenamtlichen Elan ein wenig zu bremsen und die Kräfte gut einzuteilen. Denn der Prozess der Integration werde Jahre beanspruchen. Es habe keinen Zweck, sich Hals über Kopf in die Aufgabe zu stürzen und sich so zu überfordern, so Böning. Er kündigte ein Info-Papier für die zahlreichen Runden Tische im Landkreis an – zur Zeit sind es rund 30. Das Papier soll einen Überblick bieten, worauf geachtet werden kann, damit die Kooperation am Runden Tisch gut gelingt.
Als Beispiel für den großen Einsatz Freiwilliger stellte sich die Hildesheimer Initiative Flux vor. Organisatorisch befindet sie sich unter dem Dach des evangelischen Kirchenkreises. Unter anderem hilft das Kirchenamt bei Verwaltungsfragen. Die praktische Arbeit geschehe aber ökumenisch, ehrenamtlich und selbstständig, betonte Marietta Tebbenjohanns vom fünfköpfigen Flux-Leitungsteam. Die Entwicklung von Flux ist rasant. Nach einem „Gedankenblitz“ (Tebbenjohanns) im November 2014 fanden sich zunächst zehn Menschen zusammen, die Flüchtlingen helfen wollten. Inzwischen beteiligen sich schon mehr als 200 Menschen.
Flux bespielt einen Gemeinschaftsbereich im Flüchtlingsheim in der Hildesheimer Nordstadt. Neben einem Café werden dort regelmäßig Hausaufgabenbetreuung, Nähgruppen, Spieltreffs und, in Kooperation mit dem Michaeliskloster sowie ChorleiterInnen aus dem ganzen Stadtgebiet, musikalische Nachmittage angeboten. Darüber hinaus vermittelt Flux Einzelpatenschaften, organisiert Sprachkurse, hilft Flüchtlingen bei der Wohnungssuche und besorgt Möbel, wenn sie erfolgreich ist. Eine „Weltküche“ startet gerade neu. Bis zum Sommer sollen nun aber keinen weiteren Vorhaben realisiert werden, so Marietta Tebbenjohanns. „Bis jetzt sind wir auf alle Ideen eingegangen“; nun gelte es, die bestehenden Angebote zu festigen.
Über die Beschäftigung mit der praktischen Arbeit hinaus sendeten die Delegierten des Kirchenkreistags auch ein Zeichen an die Öffentlichkeit. Die Versammlung beschloss mehrheitlich, dem Aktionsbündnis „Niedersachsen packt an“ beizutreten. Es gab durchaus Gegenrede: „Ich habe das Gefühl, das ist nicht mehr als eine schöne, zeitgemäße Lyrik“, sagte Pastor Wolf-Dietrich Köhler aus Groß Escherde. Die meisten schlossen sich jedoch der Haltung des stellvertretenden Superintendenten Peter Noß-Kolbe an: „Für mich geht es um die Bilder im Kopf, die auch durch solche Aufrufe entstehen.“
Den zweiten Schwerpunkt der Sitzung bildete das Projekt Evangelische Bildung. Seine Koordinatorin Michaela Grön skizzierte, wie bislang zum Teil isolierte Bildungsangebote erfasst, neu vernetzt und mit frischen Impulsen belebt werden sollen. Eine Online-Befragung als Bestandsaufnahme ist beinahe abgeschlossen, ein Comic-Wimmelbild bietet einen ersten Gesamtblick auf die Vielfalt, eine interaktive Version im Internet und ein Bildungsreiseführer in Druckform entstehen gerade.
Mehrere Personalwechsel kündigte die stellvertretende Superintendentin Andrea Burgk-Lempart an. Besonders gute Nachrichten hatte sie für die Zwölf-Apostel-Gemeinde Sarstedt-Land. Dort wird in Kürze das Pastorinnen-Duo zum Trio aufgestockt, auch eine neue Diakonin wird ihre Arbeit aufnehmen. Bis eine neue SuperintendentIn kommt, werde es wegen des komplizierten Bewerbungsverfahrens aber noch eine Weile dauern, informierte die Kirchenkreistags-Vorsitzende Maria-Christine Schäffer. Frühestens in seiner Juni-Sitzung werde der Kirchenkreistag die Entscheidung fällen können.
Kultur und Kommunikation, HildesheimMaria-Christine Schäffer dankte Marietta Tebbenjohanns und Anika Arnold-Möck (von rechts) für ihren Einsatz in der Flüchtlingsinitiative Flux. Bild: Neite