Startseite Archiv Nachricht vom 27. Januar 2016

Landtagspräsident: Wissen um den Holocaust muss weitergegeben werden

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Hannover (epd). Niedersachsens Landtagspräsident Bernd Busemann (CDU) hat zum Holocaust-Gedenktag die wichtige Rolle der Zeitzeugen bei der Erinnerung an die Verbrechen der NS-Zeit hervorgehoben. Zu einer Gedenkfeier am Mittwoch im Landtag in Hannover waren auch vier Überlebende von Konzentrationslagern gekommen. Von ihnen selbst etwas über ihr Leben zu erfahren, sei ein Privileg, das zukünftige Generationen nicht mehr hätten, sagte Busemann laut Redemanuskript. Das Wissen um den Holocaust müsse auch späteren Generationen vermittelt werden.

Es gelte, den Anfängen zu wehren, wenn sich heute "ganz normale Menschen" in sozialen Netzwerken, bei "Pegida" und in ähnlichen Gruppen radikalisieren ließen. Aufrufe zur Gewalt würden bereits nicht mehr nur im Hinterzimmer, sondern wie in Leipzig auf offener Straße und vor jubelnden Anhängern laut. "Dem muss mit Herz und Verstand, aber ohne Hysterie und Herablassung entgegengetreten werden", sagte der Landtagspräsident.

Zugleich würdigte er, dass Kommunen, Behörden, Polizisten und Ehrenamtliche bei der Aufnahme von Flüchtlingen Großartiges leisteten. Dies hänge auch mit der Lehre zusammen, die Deutschland aus dem dunklen Teil seiner Geschichte gezogen habe. Die Erfahrungen von Zeitzeugen für die Zukunft zu bewahren, sei eine wichtige Aufgabe der Gedenkstätten.

Niedersachsens Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) sagte, es gehe auch darum, ein kritisches historisches Bewusstsein zu vermitteln. Dazu gehöre es aufzuzeigen, wie die Ausgrenzung und die Kriminalisierung von Menschen in der NS-Gesellschaft funktioniert hätten. Die NS-Verbrechen seien mitten in Deutschland und unter Mitwirkung vieler Deutscher geschehen, sagte Heiligenstadt laut Redemanuskript. Ausgrenzungsideologien gebe es auch heute. Als Beispiele nannte die Ministerin Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte, Hetze in sozialen Netzwerken oder den wiedererwachten Nationalismus in Europa.

Der Internationale Holocaust-Gedenktag wird seit 2006 jeweils am Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau begangen. Rund 1,1 Millionen Menschen, vor allem Juden, wurden in Auschwitz umgebracht. Insgesamt wurden in den Konzentrations- und Vernichtungslagern der Nationalsozialisten rund sechs Millionen Juden ermordet. 

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Bernd Busemann, Präsident des Niedersächsischen Landtages; Bild: Markus Schwarze 

Das Stichwort: Holocaust-Gedenktag

Hannover (epd). Der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus wurde 1996 vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog proklamiert und auf den 27. Januar festgelegt. An diesem Tag war 1945 das Vernichtungslager Auschwitz im heutigen Polen von sowjetischen Truppen befreit worden.

Die Vereinten Nationen riefen 2005 den 27. Januar als "Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust" aus. Seit 2006 wird er weltweit an zahlreichen Orten begangen. Der Bundestag kommt anlässlich des Gedenktages alljährlich zu einem Staatsakt zusammen, an dem alle Spitzen der Verfassungsorgane teilnehmen.

Der Begriff "Holocaust" leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet "Brandopfer". Er wird heute vor allem für den systematischen Völkermord an den europäischen Juden durch die Nationalsozialisten verwendet. Juden sprechen oft auch von der "Shoah" - so lautet der hebräische Begriff für den Holocaust.

Bis zum Kriegsende wurden rund sechs Millionen Juden ermordet. In Auschwitz starben rund 1,1 Millionen Menschen. Nach Angaben des Jüdischen Weltkongresses gibt es weltweit heute noch rund 500.000 Überlebende des Holocaust. 

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