Startseite Archiv Nachricht vom 08. Dezember 2015

Europäisches Zentrum für jüdische Musik unter neuer Leitung

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Hannover (epd). Das Europäische Zentrum für Jüdische Musik in Hannover hat eine neue Leiterin. Die Musikwissenschaftlerin Sarah Maria Roß stellte sich am Dienstag in Hannover als Nachfolgerin von Professor Andor Izsak vor, der 2012 pensioniert wurde. Bereits im Oktober hat sie eine Professur für Jüdische Musikstudien an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover angetreten. Sie wolle wie Izsak besonders die Musik der Synagogen erforschen, kündigte sie an.

Als Leiterin des Zentrums in der historischen Villa Seligmann soll Roß nach Angaben der Hochschule unter anderem "Jüdische Musik" als eigenen Forschungsbereich mit spezifischen Lehrangeboten im deutschen Hochschulsystem aufbauen. Zudem soll sie die zentrumseigene Sammlung historischer Notenwerke, Tonträger und Fachbücher fortführen und erschließen sowie die Arbeit regional und international mit anderen Disziplinen vernetzen. Bereits zum Wintersemester bietet die Hochschule auf ihre Initiative hin das neue Fach "Jüdische Musikstudien" an.

Sarah Maria Roß studierte Musikethnologie, Judaistik und Klassische Archäologie in Köln sowie Historische Musikwissenschaft, Europäische Ethnologie und Klassische Archäologie in Kiel. Sie promovierte in Rostock und arbeitete zuletzt als Assistentin an der Universität Bern. Dort verfasste sie ihre Habilitationsschrift "Musical Timescapes: Überlegungen zu einer Musikethnologie der Nachhaltigkeit".

Ihr Vorgänger Andor Izsak hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die von den Nationalsozialisten weitgehend zerstörte Musik der Synagogen vor 1945 wiederzubeleben und die Werke jüdischer Komponisten alter Tradition neu zu entdecken. Viele Noten jüdischer Komponisten verbrannten in der Reichspogromnacht 1938. Andere wurden damals versteckt. Die Erben der Eigentümer gaben sie später in vielen Fällen an Izsak weiter.

Mit diesem Bestand gründete der ungarischstämmige Musik-Professor zunächst in Verbindung mit der Universität Augsburg das Europäische Zentrum für Jüdische Musik. Später kam das Zentrum nach Hannover und wurde 1995 der dortigen Hochschule für Musik, Theater und Medien angegliedert. 2012 bezog es sein jetziges Domizil in der ehemaligen Villa des jüdischen Industriellen und früheren Continental-Direktors Siegmund Seligmann (1853-1925) am Waldrand. Mit dem Europäischen Synagogalchor bringt Izsak zahlreiche Werke jüdischer Komponisten wieder zur Aufführung.

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Das restaurierte Haus des jüdischen Industriellen und früheren Continental-Direktors Siegmund Seligmann (1853-1925) ist seit dem 17.1.2012 Sitz des Europäischen Zentrums für Jüdische Musik der Hochschule für Musik und Theater Hannover. Bild: epd-bild/Jens Schulze