Landesbischof Meister lehnt Syrien-Einsatz ab
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Hannover (epd). Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hält die deutsche Beteiligung am Einsatz gegen den sogenannten Islamischen Staat für falsch. Er sehe die Entscheidung "mit großer Skepsis", sagte der evangelische Theologe am Donnerstag im Radiosender NDR 1 Niedersachsen. Eine militärische Auseinandersetzung sei eines der Hauptziele der Terroristen. "Die Provokation läuft direkt darauf hinaus, dass es einen militärischen Kampf gibt, der an vielen Stellen in der Welt neue Terroristen gebiert."
Dagegen bezeichnete der reformierte Kirchenpräsident Martin Heimbucher einen militärischen Einsatz der Bundeswehr in Syrien gegenüber epd als "christlich verantwortbare Position". Gleichzeitig müsse jedoch mit allen politischen und zivilen Mitteln an einem gerechten Frieden gearbeitet werden, sagte der leitende Theologe der Evangelisch-reformierten Kirche mit Sitz in Leer: "Wir brauchen also eine Art 'Doppelbeschluss' des Bundestages." Die islamistischen Fanatiker wollten den "totalen Krieg". "Wir aber müssen alles uns mögliche dafür tun, dass sie ihn gerade nicht bekommen."
An diesem Freitag entscheidet der Bundestag, ob sich die Bundeswehr an den Kämpfen gegen den "Islamischen Staat" (IS) beteiligt. Nach dem Beschluss des Bundeskabinetts vom Dienstag gilt die Zustimmung als sicher.
Meister betonte, dass es im Umgang mit dem Bürgerkrieg auf internationaler Ebene seit mehreren Jahren eine große Ratlosigkeit gebe. Zurzeit spreche kaum noch jemand von einem Engagement der Vereinten Nationen. "Die große Idee, dass es eine verantwortliche Weltgemeinschaft gibt, die mit solchen Situationen umgeht, scheint verflogen zu sein." Tatsächlich müssten sich aber alle Allianzen gegen den IS darin einig sein, dass die UN eine zentrale Rolle erhielten.
Die Auffassung vertritt auch der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms. Er hatte bereits am Mittwoch vor einem Einsatz der Bundeswehr in Syrien gewarnt. Nach den Grundsätzen evangelischer Friedensethik müsse für einen militärischen Einsatz als äußerstes Mittel einer rechtserhaltenden Gewalt zwingend ein Mandat des UN-Sicherheitsrates vorliegen, sagte im epd-Gespräch. "Wir dürfen das ohnehin durch Einsätze in der Vergangenheit angeschlagene Völkerrecht nicht weiter aushöhlen."
Auch Heimbucher appellierte an die Bundesregierung, ein Mehrfaches dessen, was für den Militäreinsatz ausgegeben werde, für die Förderung der politischen Gespräche und für die Hilfe der vor dem Krieg fliehenden Menschen auch in der Region bereitzustellen. Darin sei er sich mit dem Friedensbeauftragten einig.
Copyright: epd-Landesdienst Niedersachsen-BremenLandesbischof Ralf Meister; Bild: Jens Schulze